Tödlicher Anschlag auf Nothelferin in Gaza: Hamas gesteht Fehler

Palästinensische Nothelferin Islam Hijazi in Chan Yunis ermordet. Hamas gibt Verwechslung zu. Hintergründe unklar, Familie schockiert über Gewaltausmaß.

30. September 2024, 08:16  •  52 ansichten

Tödlicher Anschlag auf Nothelferin in Gaza: Hamas gesteht Fehler

Im Gazastreifen hat sich ein tragischer Vorfall ereignet, der die anhaltende Krise in der Region weiter verschärft. Am 26. September 2024 wurde die palästinensische Nothelferin Islam Hijazi in der Stadt Chan Yunis Opfer eines tödlichen Anschlags. Die 30-jährige Mutter von zwei Kindern arbeitete als Programmdirektorin für die US-Hilfsorganisation "Heal Palestine".

Der Angriff erfolgte in der Nähe eines Krankenhauses, als Hijazi auf dem Weg war, Patienten zu besuchen. Maskierte Männer aus drei Fahrzeugen eröffneten das Feuer auf ihr Auto und gaben Dutzende Schüsse ab. Die Helferin erlag noch am Tatort ihren Verletzungen.

Chan Yunis, die zweitgrößte Stadt im Gazastreifen, ist wie viele andere Gebiete von extremer Armut und hoher Arbeitslosigkeit geprägt. Über 60% der Jugendlichen sind ohne Beschäftigung, und die allgemeine Arbeitslosenquote liegt bei über 50%. In diesem schwierigen Umfeld setzte sich Hijazi für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen ein.

Die Familie des Opfers und die Organisation "Heal Palestine" äußerten den Verdacht, dass die Hamas hinter dem Anschlag stecke. Als mögliches Motiv wurde Hijazis Weigerung genannt, Hilfsgelder an die Terrororganisation abzugeben. Kurz darauf gab die Hamas zu, einen "Fehler" begangen zu haben. Sie hätten das Auto verwechselt und Hijazi versehentlich getötet.

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"Wie kann eine unschuldige Seele verloren gehen und 90 Schüsse auf ihr Auto abgefeuert werden nur aufgrund einer falschen Identifizierung?"

Stellungnahme der Familie Hijazi

Die Familie zeigte sich schockiert über das Ausmaß der Gewalt. Der Politikwissenschaftler Hussein Jamal wies darauf hin, dass solche Vorfälle im Gazastreifen keine Seltenheit seien, aber oft unbemerkt blieben.

Der Gazastreifen, eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt, steht seit 2007 unter einer Blockade durch Israel und Ägypten. Mit einer Fläche von nur 365 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von etwa 2 Millionen Menschen kämpft das Gebiet mit zahlreichen Problemen. Über 95% des Trinkwassers sind nicht für den menschlichen Konsum geeignet, und die Stromversorgung ist oft auf wenige Stunden pro Tag beschränkt.

Der aktuelle Konflikt zwischen Israel und der Hamas dauert seit fast 12 Monaten an. Er begann am 7. Oktober 2023 mit einem brutalen Angriff der Hamas auf Israel, bei dem über 1.100 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Seitdem geht Israel massiv gegen die Terrororganisation vor.

Trotz der schwierigen Umstände bleibt die Alphabetisierungsrate im Gazastreifen mit über 96% bemerkenswert hoch. Dies unterstreicht die Bedeutung von Bildung und humanitärer Hilfe in der Region, für die sich auch Islam Hijazi einsetzte. Ihr Tod ist ein schwerer Schlag für die humanitäre Arbeit im Gazastreifen und zeigt die komplexen Herausforderungen, mit denen Helfer in Konfliktgebieten konfrontiert sind.