Sudans vergessene Krise: Unicef warnt vor humanitärer Katastrophe

Der Krieg im Sudan hat zur größten Vertreibungskrise von Kindern weltweit geführt. Unicef-Vertreter Sheldon Yett berichtet von verheerenden Zuständen und mangelnder internationaler Aufmerksamkeit.

30. September 2024, 08:32  •  61 ansichten

Sudans vergessene Krise: Unicef warnt vor humanitärer Katastrophe

Der seit April 2023 andauernde Krieg im Sudan hat das drittgrößte Land Afrikas in eine beispiellose humanitäre Krise gestürzt. Sheldon Yett, Leiter der Unicef-Programme im Sudan, beschreibt die Situation als verheerend und warnt vor den Folgen mangelnder internationaler Aufmerksamkeit.

Laut Yett sind die Auswirkungen des Konflikts auf Kinder besonders gravierend. 80% der Kinder können nicht zur Schule gehen, was zu einem massiven Bildungsnotstand führt. Die Impfquoten gehören zu den niedrigsten weltweit, und schwere Kinderrechtsverletzungen haben sich zwischen 2022 und 2023 verfünffacht. Dieser Trend setzt sich 2024 fort.

Der Sudan, einst das größte Land Afrikas bis zur Unabhängigkeit des Südsudan 2011, kämpft mit multiplen Herausforderungen:

  • Massive Vertreibung: 11 Millionen Menschen, darunter 5 Millionen Kinder, wurden vertrieben.
  • Hungersnot: Im Zamzam-Camp in Nord-Darfur wurde die erste weltweit bestätigte Hungersnot seit sieben Jahren festgestellt.
  • Gesundheitskrise: Cholera breitet sich aus, und die Gesundheitsversorgung ist zusammengebrochen.
  • Naturkatastrophen: Überschwemmungen verschärfen die ohnehin prekäre Lage.
Image

Yett betont die Komplexität der Hilfsleistungen in einem Land, das an sieben Nachbarstaaten grenzt und von extremen Wetterbedingungen geplagt wird. Die Verteilung von Hilfsgütern wird durch den anhaltenden Konflikt, schlechte Infrastruktur und die Regenzeit erheblich erschwert.

Der Krieg, der aus einem Machtkampf zwischen der sudanesischen Armee und der RSF-Miliz entstand, hat weitreichende Folgen. Das Land, bekannt für seine reiche archäologische Geschichte und als Heimat zahlreicher Pyramiden, versinkt im Chaos. Die Situation wird durch die hohe Inflationsrate und die junge Bevölkerung (Durchschnittsalter 19,7 Jahre) zusätzlich verschärft.

Trotz der düsteren Lage bleibt Yett hoffnungsvoll:

"Ich wäre nicht in diesem Geschäft, wenn ich keine Hoffnung hätte. Es gibt immer einen Lichtblick am Ende des Tunnels."

Sheldon Yett, Leiter der Unicef-Programme im Sudan

Er warnt jedoch vor den Konsequenzen anhaltender Vernachlässigung. Der Konflikt droht, sich über die Grenzen des Sudan auszubreiten und könnte zu einer noch größeren regionalen Krise führen.

Die internationale Gemeinschaft wird aufgerufen, dem Sudan mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Nur durch verstärkte Unterstützung und Engagement kann die humanitäre Katastrophe in diesem ressourcenreichen, aber von Konflikten zerrissenen Land gemildert werden.