Anonyme Anzeige gegen Schottergärten sorgt für Aufruhr in Spelle

In Spelle hat ein anonymer Brief, der 100 Schottergärten meldet, für Unruhe gesorgt. Der Bürgermeister kritisiert das Vorgehen, während der Landkreis eine Prüfung ankündigt.

30. September 2024, 07:31  •  60 ansichten

Anonyme Anzeige gegen Schottergärten sorgt für Aufruhr in Spelle

In der niedersächsischen Gemeinde Spelle hat ein anonymer Briefschreiber für Aufregung gesorgt. Der Unbekannte meldete etwa 100 Besitzer von Schottergärten an die zuständigen Behörden, was zu kontroversen Reaktionen führte.

Matthias Sils, der Bürgermeister von Spelle, äußerte sich kritisch zu diesem Vorgehen:

"Ich bin zwar kein Freund von Schottergärten, aber Denunziantentum mag ich auch nicht."

Bürgermeister Matthias Sils (CDU)

Der Bürgermeister lehnte eine Prüfung der gemeldeten Gärten durch die Gemeinde ab und forderte den Briefschreiber auf, sich offen an die Verwaltung zu wenden.

Die Zuständigkeit für die Bauaufsicht liegt jedoch beim Landkreis Emsland, der bereits eine Prüfung der Beschwerde angekündigt hat. Aufgrund der Vielzahl der gemeldeten Adressen könnte dieser Prozess einige Zeit in Anspruch nehmen.

Rechtlich gesehen ist die Situation eindeutig: Die niedersächsische Bauordnung verbietet Schottergärten. Das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen bestätigte dies in einem Urteil vom Januar 2023, wonach Steinelemente in Gärten nur zulässig sind, wenn sie sich den Pflanzen "dienend zu- und unterordnen".

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Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützt diese Position und weist auf die negativen Auswirkungen von Schottergärten hin. Diese können sich im Sommer auf bis zu 70°C aufheizen, speichern kein Regenwasser und reduzieren die Artenvielfalt um bis zu 90%. Im Gegensatz dazu können naturnahe Gärten bis zu 2.000 Tierarten beherbergen.

Um den Bürgern bei der Umgestaltung zu helfen, plant die Gemeinde Spelle eine kostenlose Beratung zur Umwandlung von Schottergärten in pflegeleichte grüne Flächen. Der NABU empfiehlt, die Folie unter den Steinen zu entfernen, den Schotter mit Sand und Kompost zu mischen und eine blütenreiche Wildblumenwiese anzulegen, die bis zu 50 verschiedene Pflanzenarten pro Quadratmeter beherbergen kann.

Die Debatte um Schottergärten ist nicht neu. Seit den 1990er Jahren haben sie in Deutschland an Popularität gewonnen, doch mittlerweile sind sie in vielen Bundesländern verboten. Die erste Kommune, die ein solches Verbot erließ, war Heilbronn im Jahr 2019.

Während die rechtliche Lage klar ist, bleibt die Frage nach dem angemessenen Umgang mit anonymen Anzeigen offen. Obwohl grundsätzlich zulässig, werden sie oft kritisch gesehen. In Spelle, einer Gemeinde mit etwa 10.000 Einwohnern im dünn besiedelten Emsland, hat dieser Fall jedenfalls für erhebliche Diskussionen gesorgt.