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Großbritannien übergibt Chagos-Archipel an Mauritius

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Großbritannien gibt die Souveränität über den Chagos-Archipel an Mauritius ab, behält aber die Kontrolle über Diego Garcia. Diese historische Entscheidung ermöglicht die Rückkehr der zwangsumgesiedelten Bewohner.

Großbritannien hat eine bedeutende Entscheidung getroffen: Die Souveränität über den Chagos-Archipel wird nach langen Verhandlungen an den Inselstaat Mauritius im Indischen Ozean abgetreten. Diese Entwicklung markiert das Ende des letzten britischen Kolonialgebiets in Afrika und reduziert die Zahl der britischen Überseegebiete.

Der Chagos-Archipel, bestehend aus über 60 tropischen Inseln mit einer Gesamtfläche von etwa 56,13 km², liegt strategisch günstig im Indischen Ozean, etwa 1.600 km südlich von Indien. Die Inseln, die erstmals im 16. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern entdeckt wurden, sind bekannt für ihre reiche marine Biodiversität und beherbergen das größte Meeresschutzgebiet der Welt.

Eine Ausnahme in der Vereinbarung bildet die Insel Diego Garcia, die größte Insel des Archipels mit einer Fläche von 27,20 km². Auf ihr befindet sich ein wichtiger, an die USA verpachteter Militärstützpunkt, der 1971 errichtet wurde. Diese Insel bleibt für mindestens weitere 99 Jahre unter britischer Kontrolle. Das britische Außenministerium betont, dass dieser von den USA und Indien unterstützte Deal die internationale Sicherheit schützen und eine potenzielle illegale Migrationsroute schließen werde.

Die Entscheidung ermöglicht nun die Rückkehr der Chagossianer oder ihrer Nachfahren, die zwischen 1967 und 1973 zwangsweise umgesiedelt wurden. Diese ursprüngliche Bevölkerung, Nachkommen afrikanischer Sklaven, wurde vor Jahrzehnten von den Inseln vertrieben.

US-Präsident Joe Biden begrüßte die Einigung und bezeichnete sie als Beweis dafür, dass Diplomatie und Partnerschaft langjährige historische Herausforderungen überwinden können. Er betonte die entscheidende Rolle der gemeinsam mit Großbritannien betriebenen Militärbasis für die nationale, regionale und globale Sicherheit.

Der Chagos-Archipel wurde 1965 von Mauritius abgespalten, drei Jahre vor dessen Unabhängigkeit. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag und die Generalversammlung der Vereinten Nationen unterstützten den jahrzehntealten Anspruch von Mauritius auf die Inseln.

Konservative Politiker in Großbritannien kritisieren die Vereinbarung jedoch als Ausverkauf strategischer britischer Interessen. Robert Jenrick, ein ehemaliges Regierungsmitglied, bezeichnete den Schritt als "gefährliche Kapitulation", die britisches Territorium einem Verbündeten Pekings überlasse, da Mauritius als enger Partner Chinas in der Region gilt.

Die Chagos-Inseln, die Teil des Chagos-Laccadive-Rückens im Indischen Ozean sind, haben ein tropisches Klima mit einer Durchschnittstemperatur von 27°C. Der höchste Punkt des Archipels liegt nur 15 Meter über dem Meeresspiegel. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und Teil eines unterseeischen Gebirgszugs.

Der Archipel spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung des Indischen Ozeans und ist ein bedeutender Brutplatz für Seevögel sowie ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Die Gewässer um die Inseln beherbergen über 220 Korallenarten, und die Kokosnusspalme ist die dominierende Pflanze auf den Inseln.

Mit dieser Entscheidung verbleiben Großbritannien weltweit noch 13 Überseegebiete, hauptsächlich im Atlantik und in der Karibik. Es gibt jedoch weiterhin Streitigkeiten um andere Territorien, wie Gibraltar mit Spanien und die Falklandinseln mit Argentinien.

"Dies ist eine gefährliche Kapitulation, die unser Territorium einem Verbündeten Pekings überlassen wird"

Robert Jenrick, ehemaliges Regierungsmitglied

Diese historische Entscheidung beendet die Existenz des "Britischen Territoriums im Indischen Ozean" und markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der postkolonialen Geschichte Großbritanniens.