Hamburgs Blaue Moschee: Demonstranten fordern Umwandlung in Kulturzentrum

Nach dem Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg fordern Demonstranten die Umwandlung der geschlossenen Blauen Moschee in ein interkulturelles Zentrum. Die Zukunft des historischen Gebäudes bleibt ungewiss.

4. Oktober 2024, 08:05  •  103 ansichten

Hamburgs Blaue Moschee: Demonstranten fordern Umwandlung in Kulturzentrum

Die Zukunft der Blauen Moschee in Hamburg, einem bedeutenden Wahrzeichen der Stadt, steht im Mittelpunkt einer anhaltenden Kontroverse. Vor kurzem versammelten sich Demonstranten vor dem geschlossenen Gebäude an der Außenalster, um ihre Forderungen zu äußern. Sie plädieren dafür, dass die Moschee dauerhaft geschlossen bleibt und in ein interkulturelles Zentrum umgewandelt wird.

Die 1963 eröffnete Blaue Moschee, offiziell als Imam-Ali-Moschee bekannt, ist die älteste schiitische Moschee in Deutschland. Mit ihrer markanten blauen Fassade, deren Kacheln im Iran hergestellt wurden, war sie nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein beliebtes Touristenziel. Das von dem deutschen Architekten Gottfried Schilling entworfene Gebäude bietet Platz für etwa 1.500 Gläubige und steht unter Denkmalschutz.

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Die Demonstranten hielten ein Banner mit der Aufschrift "Jina Mahsa Amini Kulturzentrum" hoch, was auf die tragischen Ereignisse im Iran im Herbst 2022 Bezug nimmt. Der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini hatte damals schwere Proteste im Iran ausgelöst. Eine UN-Expertenkommission kam zu dem Schluss, dass körperliche Gewalt nach ihrer Festnahme zu ihrem Tod führte.

Die Schließung der Moschee erfolgte Ende Juli 2024, als Bundesinnenministerin Nancy Faeser das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) verbot. Faeser bezeichnete den Verein als "bedeutendes Propagandazentrum Irans in Europa". Bei einer bundesweiten Razzia wurden sämtliche Vermögenswerte und Einrichtungen des IZH und fünf seiner Teilorganisationen beschlagnahmt.

Das 1953 gegründete IZH stand seit Jahren unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Trotzdem war die Moschee ein wichtiger Teil des interreligiösen Dialogs in Hamburg und bot neben religiösen Aktivitäten auch Persisch-Sprachkurse und regelmäßige "Tage der offenen Tür" an.

Die Zukunft des Gebäudes bleibt ungewiss. Mit seiner 16 Meter breiten Kuppel und dem 18 Meter hohen Minarett ist es ein architektonisches Juwel, das jährlich etwa 100.000 Besucher anzog. Die Demonstranten sehen in der Umwandlung in ein interkulturelles Zentrum eine Möglichkeit, das Gebäude für die Gemeinschaft zu erhalten und gleichzeitig ein Zeichen gegen extremistische Einflüsse zu setzen.

"Das Islamische Zentrum Hamburg ist ein bedeutendes Propagandazentrum Irans in Europa."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Verkündung des Verbots

Während die Debatte über die Zukunft der Blauen Moschee andauert, treffen sich die Muslime derzeit im Freien zum Gebet. Die Situation unterstreicht die Komplexität der Beziehungen zwischen Religion, Politik und Gesellschaft in einer multikulturellen Stadt wie Hamburg.