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Blauflossen-Thunfisch: Überraschende Rückkehr in die Nordsee

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Der vom Aussterben bedrohte Blauflossen-Thunfisch wird wieder häufiger in der Nordsee gesichtet. Experten sehen darin ein positives Zeichen für die Erholung der Fischbestände, warnen jedoch vor anhaltenden Herausforderungen.

Der Blauflossen-Thunfisch, auch als Roter Thun bekannt, kehrt nach jahrzehntelanger Abwesenheit in die Nordsee zurück. Diese Entwicklung wird von Experten als positives Zeichen für die Erholung der Fischbestände gewertet.

Der atlantische Thunfisch, der auf der Roten Liste der IUCN als vom Aussterben bedroht geführt wird, wurde in den letzten Jahren vermehrt bei seiner Wanderung zwischen dem Mittelmeer und der Nordsee beobachtet. Diese beeindruckende Art kann Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreichen und ist für ihre transatlantischen Wanderungen bekannt, bei denen sie in einem Jahr über 10.000 km zurücklegen kann.

Wissenschaftler am Institut für Aquatische Ressourcen der Technischen Universität Dänemark erforschen die Rückkehr und das Wanderverhalten dieser Fische. Mithilfe von Großfischanglern befestigen sie Messgeräte an den Tieren, um wertvolle Daten zu sammeln. Diese Forschung trägt dazu bei, realistische Fangquoten auf internationaler Ebene zu erarbeiten.

Die vermehrten Sichtungen werden auf strenge Fangverbote und die Bekämpfung illegaler Fischerei zurückgeführt. Es ist bemerkenswert, dass sich die Population des östlichen Atlantiks und Mittelmeers seit 2010 mehr als verdoppelt hat. Dennoch mahnt die Tierschutzorganisation WWF zur Vorsicht, da weiterhin Unsicherheiten bei der Bestandsabschätzung bestehen.

Philipp Kanstinger, Fischereiexperte des WWF, hält es für möglich, dass die atlantischen Thunfische bald auch in der Deutschen Bucht, insbesondere im Gebiet um Helgoland, gesichtet werden könnten. Er warnt jedoch:

"Wir dürfen nicht vergessen, dass die Beutetiere, wie Makrele und Hering, gerade eine schwere Zeit haben. Darum sollte auch auf diese Bestände großes Augenmerk gerichtet werden."

Philipp Kanstinger, WWF-Fischereiexperte

Der Blauflossen-Thunfisch spielt eine wichtige Rolle im marinen Ökosystem als Spitzenprädator. Diese Art zeichnet sich durch bemerkenswerte Eigenschaften aus: Sie kann ihre Körpertemperatur regulieren, was ihr erlaubt, in kalten Gewässern zu jagen, und sie kann Tiefen von über 1.000 Metern erreichen. Zudem ist sie für ihre Intelligenz und ihr komplexes Sozialverhalten bekannt.

Trotz der positiven Entwicklungen bleiben Herausforderungen bestehen. Überfischung, Klimawandel und zugebaute Küsten beeinträchtigen weiterhin die Fischbestände in den Weltmeeren. Wissenschaftler überwachen die Situation genau, um sicherzustellen, dass frühere Fehler nicht wiederholt werden.

Die Rückkehr des Blauflossen-Thunfischs in die Nordsee ist ein ermutigendes Zeichen für die Widerstandsfähigkeit der Natur. Es zeigt, dass gezielte Schutzmaßnahmen positive Auswirkungen haben können. Dennoch ist es wichtig, wachsam zu bleiben und die Entwicklung der Bestände weiterhin sorgfältig zu beobachten, um eine nachhaltige Zukunft für diese beeindruckende Fischart zu gewährleisten.

Stefan Holzman