UN-Nothilfebüro: Ein Jahr nach Terroranschlägen auf Israel

Das UN-Nothilfebüro OCHA verurteilt die Terroranschläge auf Israel und kritisiert gleichzeitig die israelischen Militärschläge im Gazastreifen. Die humanitäre Lage bleibt katastrophal.

6. Oktober 2024, 22:28  •  0 ansichten

UN-Nothilfebüro: Ein Jahr nach Terroranschlägen auf Israel

Das UN-Nothilfebüro (OCHA), das seit seiner Gründung 1991 weltweit humanitäre Hilfe koordiniert, hat eine ernüchternde Bilanz der Ereignisse im Nahen Osten gezogen. Ein Jahr nach den verheerenden Terroranschlägen auf Israel am 7. Oktober 2023 beschreibt die Organisation die Situation als "unerbittliche Tragödie".

Joyce Msuya, die amtierende UN-Nothilfekoordinatorin, betonte die Unmöglichkeit, das volle Ausmaß der Zerstörung in Zahlen oder Worten zu erfassen. OCHA verurteilt die Angriffe der Hamas und anderer extremistischer Gruppen, bei denen etwa 1.200 Menschen ums Leben kamen und fast 5.500 verletzt wurden. Zudem wurden über 200 Personen in den Gazastreifen verschleppt, wo sie Misshandlungen ausgesetzt waren.

Die darauffolgenden israelischen Militäroperationen im Gazastreifen haben laut OCHA zu einer humanitären Katastrophe geführt. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Behörden sind mehr als 41.000 Menschen getötet und fast 100.000 teils schwer verletzt worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die 1948 gegründet wurde, schätzt, dass weitere 10.000 Tote unter den Trümmern liegen.

OCHA kritisiert scharf die wiederholten Angriffe auf zivile Einrichtungen:

"Schulen, in denen vertriebene Familien untergebracht sind, wurden wiederholt beschossen, Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Krankenhäuser wurden systematisch angegriffen, und Hilfskonvois wurden immer wieder blockiert und sogar beschossen"

OCHA-Bericht

Die humanitäre Lage im Gazastreifen, einem Gebiet von etwa 365 Quadratkilometern mit rund 2 Millionen Einwohnern, ist äußerst prekär. Die Menschen leiden unter extremen Entbehrungen, Nahrungsmittelknappheit und mangelnder medizinischer Versorgung. Seit 2007 steht der Gazastreifen unter einer Blockade, was die Situation zusätzlich verschärft.

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Israels Militär wirft der Hamas vor, zivile Einrichtungen für terroristische Zwecke zu missbrauchen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde einzusetzen. Der Konflikt, der seit über 70 Jahren andauert, hat trotz zahlreicher UN-Resolutionen und Friedensinitiativen wie den Oslo-Abkommen von 1993 keine dauerhafte Lösung gefunden.

OCHA appelliert an die internationale Gemeinschaft, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu gewährleisten. Dieses basiert hauptsächlich auf den Genfer Konventionen und zielt darauf ab, Zivilisten in Konfliktsituationen zu schützen.

Die Situation im Gazastreifen bleibt äußerst angespannt, mit einer Arbeitslosigkeit von über 40% und mehr als der Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die UNRWA, die UN-Organisation für palästinensische Flüchtlinge, steht vor enormen Herausforderungen bei der Versorgung der Bevölkerung.

Während der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit seinen fünf ständigen Mitgliedern weiterhin um Lösungen ringt, bleibt die international favorisierte Zweistaatenlösung ein fernes Ziel. Der Internationale Gerichtshof hat sich mehrfach zu Aspekten des Konflikts geäußert, doch eine friedliche Beilegung scheint weiterhin in weiter Ferne.