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Rassismus-Vorwürfe gegen Rügener Restaurant wegen umstrittener Werbung

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Ein Restaurant auf Rügen sorgt mit einem Werbeschild für Empörung. Die Betreiberin verteidigt die Verwendung rassistischer Begriffe trotz Kritik von Urlaubern und Experten.

Auf der Ostseeinsel Rügen, Deutschlands größter Insel mit einer Fläche von 926 km², hat ein Restaurant in Binz, dem größten Badeort der Insel, für Aufsehen gesorgt. Das Gasthaus "Oma's Küche und Quartier" wirbt mit einem Schild, das rassistische Begriffe enthält und damit eine heftige Debatte ausgelöst hat.

Das umstrittene Werbeschild vor dem Lokal bewirbt "Omas Zigeunerschnitzel mit Bratkartoffeln" und verspricht danach einen "Negerkuss". Diese Wortwahl hat bei vielen Passanten und Urlaubern Empörung hervorgerufen. Ein Urlauber äußerte seine Kritik in der lokalen "Ostsee-Zeitung", die seit 1952 erscheint: "Es ist wohl unschwer zu erkennen, dass mit diesem Schild, das öffentlich sichtbar zu Werbezwecken ausgestellt ist, eine bestimmte Gesinnung zum Ausdruck gebracht wird."

Die Betreiberin des Restaurants, Sigrun Gonischur, verteidigt jedoch die Verwendung dieser Begriffe. Sie behauptet gegenüber der "Ostsee-Zeitung": "'Zigeunerschnitzel' und 'Negerkuss' sind legitimierte Worte". Diese Aussage steht im Widerspruch zu den Einschätzungen von Experten und offiziellen Stellen.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die 2006 gegründet wurde, stuft den Begriff "Zigeunerschnitzel" als eindeutig diskriminierend ein. Es handelt sich um eine "abwertende Fremdbezeichnung, mit der Sinti und Roma ausgegrenzt werden". Es ist wichtig zu beachten, dass Sinti und Roma seit über 600 Jahren in Deutschland leben.

Auch der Begriff "Negerkuss" wird als herabwürdigend für Menschen mit dunkler Hautfarbe angesehen. Silke Dorn vom Jugendmigrationsdienst der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bergen auf Rügen erklärt: "Es ist sowohl diskriminierend als auch rassistisch, das Wort 'Negerkuss' zu verwenden. Aufgrund des N-Wortes werden Menschen mit dunkler Hautfarbe abgewertet."

Trotz zahlreicher Beschwerden und sogar eines Polizeibesuchs weigert sich die 68-jährige Gastronomin, das Schild zu entfernen. Sie betont: "Wir haben eine eigene Sicht auf die Dinge". Diese Haltung hat zu einer intensiven Diskussion in den sozialen Medien geführt, wobei das Plakat sowohl scharf verurteilt als auch von einigen unterstützt wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Restaurant für Kontroversen sorgt. Vor einiger Zeit führte es eine "Adults-Only"-Regelung ein, die Kindern unter 14 Jahren den Zutritt nach 17 Uhr verwehrte.

Die aktuelle Debatte wirft ein Schlaglicht auf die anhaltende Diskussion über Sprache und Diskriminierung in Deutschland. Während die Verwendung solcher Begriffe nicht strafbar ist, steht sie im Widerspruch zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, das 2006 in Kraft trat.

Rügen, bekannt für seine Kreidefelsen und den 5,5 km langen Sandstrand in Binz, ist stark vom Tourismus abhängig. Solche Kontroversen könnten potenziell negative Auswirkungen auf den wichtigsten Wirtschaftszweig der Insel haben.

Die Diskussion um das Werbeschild von "Oma's Küche und Quartier" zeigt, dass auch in beliebten Urlaubsregionen wie Rügen, das bis 1326 ein eigenständiges Fürstentum war, sensible gesellschaftliche Themen nicht ausgeklammert werden können. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickeln wird und ob die Restaurantbetreiberin ihre Haltung überdenken wird.

Kerstin Dresner

Politik