Alarmierender Zustand: Baden-Württembergs Autobahnbrücken in der Krise

Studie zeigt: 16 der 100 maroden Autobahnbrücken in Baden-Württemberg. Experten fordern dringendes Handeln, während Regierung Sanierungsplan vorstellt.

30. September 2024, 02:08  •  0 ansichten

Alarmierender Zustand: Baden-Württembergs Autobahnbrücken in der Krise

Die Infrastruktur Deutschlands steht vor einer ernsten Herausforderung, insbesondere im Bereich der Autobahnbrücken. Eine aktuelle Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken offenbart besorgniserregende Zustände, vor allem in Baden-Württemberg.

Laut der Studie befinden sich 16 der 100 am stärksten beschädigten Autobahnbrücken Deutschlands in Baden-Württemberg. Dies platziert das Bundesland auf den dritten Rang in einem unerwünschten Ranking, nur übertroffen von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Bayern und Rheinland-Pfalz folgen auf den Plätzen vier und fünf.

Die Untersuchung basiert auf Daten von 3.786 Autobahnbrücken mit einer Mindestlänge von 50 Metern. Die Bewertung erfolgt anhand von Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen erfassen, sowie dem Traglastindex, der die Leistungsfähigkeit der Brücke unter Berücksichtigung von Alter und Material bewertet. Interessanterweise wurde der Traglastindex 1982 in Deutschland eingeführt, um die Belastbarkeit von Brücken systematisch zu beurteilen.

Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft, mahnt zum sofortigen Handeln:

"Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden."

Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft

Es ist erwähnenswert, dass die Carolabrücke in Dresden, die 1895 eröffnet wurde, eine der ältesten Stahlbrücken Deutschlands ist und kürzlich für Schlagzeilen sorgte.

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Die Problematik ist nicht auf einzelne Regionen beschränkt. In ganz Deutschland gibt es über 39.000 Brücken im Bundesfernstraßennetz, von denen viele dringend sanierungsbedürftig sind. Die Kosten für die Sanierung maroder Brücken werden auf über 12 Milliarden Euro geschätzt.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat im März 2022 ein Maßnahmenpaket zur beschleunigten Brückenmodernisierung vorgestellt. In den kommenden Jahren sollen jährlich 400 Brücken saniert werden. Dies ist ein ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass in Deutschland durchschnittlich nur etwa 300 neue Brücken pro Jahr gebaut werden.

Die Dringlichkeit der Sanierungen wird durch die Tatsache unterstrichen, dass der Schwerverkehr auf deutschen Autobahnen sich seit 1980 mehr als verdreifacht hat. Dies hat zu einer intensiven Beanspruchung der Brücken geführt, die oft weit über ihre ursprüngliche Auslegung hinausgeht.

Es ist wichtig zu beachten, dass die durchschnittliche Lebensdauer einer Betonbrücke etwa 80 bis 100 Jahre beträgt. Viele der betroffenen Brücken nähern sich diesem Alter oder haben es bereits überschritten. Die regelmäßige Wartung und Instandhaltung ist daher von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit und Funktionalität des deutschen Verkehrsnetzes.

Die Herausforderung, der sich Deutschland gegenübersieht, ist erheblich. Mit über 140.000 Brücken im kommunalen Straßennetz und mehr als 25.000 Eisenbahnbrücken ist die Aufgabe der Instandhaltung und Modernisierung eine nationale Priorität. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um die Infrastruktur des Landes für die Zukunft zu rüsten.