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Ostbeauftragter fordert Rückwanderung trotz wirtschaftlichen Aufschwungs

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Carsten Schneider betont die Attraktivität Ostdeutschlands und ruft zur Rückkehr auf. Trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklung verlassen junge Menschen weiterhin die Region.

Carsten Schneider, der Ostbeauftragte der Bundesregierung, hat in einem Podcast-Interview mit t-online eine verstärkte Rückwanderung nach Ostdeutschland gefordert. Diese Forderung kommt 35 Jahre nach der Wende, die 1989 stattfand und zur deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 führte.

Schneider betont die positive wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland, die derzeit besser als im Westen sei. "Der Osten ist attraktiv. Die Chancen liegen auf der Straße, weil die Jobs da sind und sie mittlerweile auch gut bezahlt werden", erklärt der SPD-Politiker. Diese Aussage wird durch Statistiken unterstützt, die zeigen, dass sich die Lohnunterschiede zwischen Ost und West in den letzten Jahren verringert haben, obwohl sie weiterhin bestehen.

Trotz dieser positiven Entwicklung verlassen vor allem junge Menschen weiterhin die Region. Schneider führt dies auf historische Verlusterfahrungen zurück: "Das steckt ganz tief in den Knochen." Diese Abwanderung hat erhebliche Auswirkungen auf die demografische Struktur Ostdeutschlands. Seit 1990 sind etwa 3,7 Millionen Menschen von Ost- nach Westdeutschland gezogen, was zu einer Schrumpfung der ostdeutschen Bevölkerung um etwa 2,2 Millionen Menschen zwischen 1990 und 2019 geführt hat.

Um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken, sieht Schneider die Notwendigkeit einer verstärkten Rückwanderung in den Osten. Diese Strategie könnte dazu beitragen, die Bevölkerungsdichte in Ostdeutschland zu erhöhen, die derzeit geringer ist als in Westdeutschland.

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen in Ostdeutschland, die eine Rückkehr attraktiv machen könnten. So ist beispielsweise der Anteil der Frauen in Führungspositionen in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland. Zudem gibt es in Ostdeutschland mehr Kinderbetreuungsplätze pro Kind, was für junge Familien ein wichtiger Faktor sein könnte.

Interessanterweise ist auch die Geburtenrate in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung gestiegen und liegt nun über der Westdeutschlands. Dies könnte ein Zeichen für eine positive demografische Entwicklung sein, wenn es gelingt, mehr Menschen in der Region zu halten oder zur Rückkehr zu bewegen.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen, die angegangen werden müssen. So ist die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland mit 6,8% im Jahr 2023 immer noch höher als in Westdeutschland mit 5,0%. Auch der Anteil der Menschen mit Hochschulabschluss ist in Ostdeutschland niedriger, was auf die Notwendigkeit weiterer Bildungsinvestitionen hinweist.

Carsten Schneider betont, dass Menschen in Ostdeutschland noch mehr "aktiv mitgestalten" könnten. Dies könnte sich auf verschiedene Bereiche beziehen, wie zum Beispiel den höheren Anteil erneuerbarer Energieanlagen in Ostdeutschland oder die Möglichkeit, innovative Lösungen für regionale Herausforderungen zu entwickeln.

"Der Osten ist attraktiv. Die Chancen liegen auf der Straße, weil die Jobs da sind und sie mittlerweile auch gut bezahlt werden."

Carsten Schneider

Abschließend lässt sich sagen, dass die Forderung nach verstärkter Rückwanderung nach Ostdeutschland ein komplexes Thema ist, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen birgt. Während die wirtschaftliche Entwicklung positive Signale sendet, bleiben strukturelle Unterschiede bestehen, die adressiert werden müssen, um die Region langfristig attraktiver zu machen.

Johanna Walter

Wirtschaft