In der ostukrainischen Region Charkiw hat sich eine gewaltige Explosion ereignet, die Spekulationen über den Einsatz einer besonders starken russischen Bombe ausgelöst hat. Ein von der ukrainischen Nachrichtenagentur InsiderUA veröffentlichtes Video zeigt einen massiven Feuerball und eine riesige Rauchwolke, die über den Ruinen der Stadt Woltschansk aufsteigt.
Zunächst wurde vermutet, dass es sich bei der eingesetzten Waffe um eine ODAB-9000 handeln könnte, eine der stärksten nicht-nuklearen Bomben im russischen Arsenal. Diese auch als "Vater aller Bomben" bekannte Waffe wiegt bis zu neun Tonnen und gehört zur Kategorie der Vakuumbomben. Dr. Sidharth Kaushal, Forscher am Royal United Services Institute, erklärt die Funktionsweise:
"Vakuumbomben setzen zunächst ein brennbares Aerosol frei, das sich mit der Umgebungsluft vermischt. Bei der Zündung entsteht eine massive Explosion, die den Sauerstoff aus der Luft verbraucht und eine verheerende Druckwelle erzeugt."
Diese Art von Waffe wurde erstmals im Vietnamkrieg eingesetzt und hat seitdem eine beunruhigende Entwicklung durchlaufen. Die Explosionstemperatur kann 3000°C erreichen, und die Druckwelle kann in einem Radius von bis zu 300 Metern verheerende Schäden anrichten.
Allerdings gibt es erhebliche Zweifel am tatsächlichen Einsatz einer ODAB-9000 in diesem Fall. Michailo Schirochow, ein ukrainischer Militärexperte, äußert sich skeptisch:
"Es ist unwahrscheinlich, dass eine so große Bombe eingesetzt wurde. Die ODAB-9000 wird selten verwendet. Wahrscheinlicher ist der Einsatz einer kleineren Bombe, möglicherweise einer ODAB-1500 oder einer konventionellen FAB-9000."
Dr. Kaushal fügt hinzu, dass für den Abwurf einer ODAB-9000 ein strategischer Bomber notwendig wäre, der auf den ukrainischen Radarschirmen nicht gesichtet wurde. Er vermutet, dass Russland seine Luft- und Raketenaktivitäten verstärkt, um das ukrainische Energienetz vor dem Winter zu schwächen.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Einsatz von Vakuumbomben in bewohnten Gebieten als Kriegsverbrechen gilt. Obwohl diese Waffen nach internationalem Recht nicht explizit verboten sind, ist ihre Verwendung gegen zivile Ziele höchst umstritten.
Die Veröffentlichung des Videos könnte auch propagandistische Zwecke verfolgen. Schirochow vermutet, dass russische Propagandisten versuchen könnten, Angst zu schüren, indem sie Aufnahmen einer kleineren Explosion als Einsatz einer Superbombe darstellen.
Unabhängig von der genauen Natur der eingesetzten Waffe zeigt dieser Vorfall die anhaltende Intensität des Konflikts in der Ukraine. Seit dem Beginn der russischen Invasion vor fast zwei Jahren hat der Einsatz schwerer Waffen in städtischen Gebieten zu erheblichen Zerstörungen und zivilen Opfern geführt.