italienische-firmen-unter-verdacht-unsichere-teile-fur-boeing-787

Italienische Firmen unter Verdacht: Unsichere Teile für Boeing 787?

 • 42 views

Staatsanwaltschaft in Brindisi ermittelt gegen zwei Unternehmen wegen möglicher Lieferung unsicherer Flugzeugteile für Boeing 787 Dreamliner. Umweltverschmutzung durch illegale Abfallentsorgung ebenfalls im Fokus.

Die Staatsanwaltschaft in Brindisi, einer Hafenstadt in Apulien mit etwa 85.000 Einwohnern, hat Ermittlungen gegen zwei lokale Unternehmen eingeleitet. Der Verdacht: Sie könnten unsichere Komponenten für den Boeing 787 Dreamliner geliefert haben. Diese Untersuchung wirft ein Schlaglicht auf die komplexe Lieferkette der Luftfahrtindustrie und die potenziellen Risiken für die Flugsicherheit.

Die Ermittler haben festgestellt, dass statt der vorgeschriebenen Titanlegierung reines Titan und falsche Aluminiumlegierungen verwendet wurden. Obwohl reines Titan stärker als viele Stahlsorten ist, entspricht es nicht den spezifischen Anforderungen für Flugzeugbauteile. Aluminiumlegierungen werden in der Luftfahrt wegen ihres geringen Gewichts und ihrer Korrosionsbeständigkeit geschätzt, aber auch hier ist die genaue Zusammensetzung entscheidend.

Insgesamt wurden etwa 6.000 Flugzeugteile sichergestellt, um Materialtests durchzuführen. Die Untersuchungen ergaben, dass mindestens 4.829 Titan- und 1.158 Aluminiumkomponenten nicht den Spezifikationen entsprachen. Diese Zahlen sind besonders besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass Titanlegierungen etwa 15% des Gewichts des 787 ausmachen.

Boeing, der zweitgrößte Flugzeughersteller der Welt nach Airbus, sieht sich nun gezwungen, eine außerplanmäßige Wartungskampagne zu starten. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf den Betrieb des 787 Dreamliner haben, von dem bis Oktober 2024 über 1.000 Exemplare ausgeliefert wurden.

Die Ermittlungen in Brindisi begannen bereits 2021 und führten zu Festnahmen und Beschlagnahmungen. Die Stadt hat eine lange Geschichte in der Luftfahrtindustrie, die bis in die 1930er Jahre zurückreicht. Ironischerweise war Brindisi im Altertum ein wichtiger Hafen für den Handel mit Griechenland und dem Nahen Osten - heute steht die Stadt im Zentrum eines modernen industriellen Skandals.

Neben den Sicherheitsbedenken gibt es auch schwerwiegende Vorwürfe wegen Umweltverschmutzung. Die beschuldigten Firmen sollen gefährliche Abfälle illegal entsorgt haben, was zur Kontamination von Boden und Grundwasser geführt hat. Gefährliche Stoffe wie Chrom, Kupfer, Zink, Arsen und Blei wurden freigesetzt. Die Verschmutzung ist bis zu drei Meter tief ins Erdreich eingedrungen, weit über die gesetzlich erlaubten Grenzwerte hinaus.

Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen der Luftfahrtindustrie in Bezug auf Sicherheit und Umweltschutz. Der Boeing 787 Dreamliner, der seinen Erstflug am 15. Dezember 2009 hatte, wurde als revolutionäres Flugzeug gepriesen, das 20% weniger Treibstoff verbraucht als vergleichbare Modelle. Ironischerweise könnte nun gerade dieses Flugzeug, das zur Reduzierung der Umweltbelastung beitragen sollte, indirekt mit schwerer Umweltverschmutzung in Verbindung gebracht werden.

Die Ermittlungen der italienischen Behörden unterstreichen die Bedeutung strenger Sicherheitsvorschriften in der Luftfahrt, die von Organisationen wie der EASA in Europa und der FAA in den USA überwacht werden. Sie zeigen auch, wie wichtig Transparenz und Verantwortlichkeit in der gesamten Lieferkette der Luftfahrtindustrie sind.

"Die betroffenen Teile könnten langfristig die Betriebssicherheit der Boeing-Flugzeuge gefährden."

Staatsanwaltschaft Brindisi

Dieser Fall erinnert daran, dass die Luftfahrtindustrie, die etwa 2% zu den globalen CO2-Emissionen beiträgt, nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden eine Verantwortung für Sicherheit und Umweltschutz trägt. Die Entwicklung des 787, die Boeing etwa 32 Milliarden US-Dollar kostete, zeigt, wie komplex und kostspielig moderne Flugzeuge sind - und wie wichtig es ist, dass jedes einzelne Bauteil den höchsten Standards entspricht.