Die Sicherheit der deutschen Autobahnbrücken steht im Fokus einer aktuellen Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken. Die Ergebnisse zeigen eine besorgniserregende Situation, insbesondere in Hessen. Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft, betont die Dringlichkeit von Maßnahmen:
"Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden."
Die Untersuchung basiert auf Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen und umfasst 3.786 Autobahnbrücken mit einer Mindestlänge von 50 Metern. Von den 100 am schlechtesten bewerteten Brücken befinden sich 19 in Hessen, was das Bundesland auf den zweiten Platz in dieser problematischen Rangliste setzt.
Besonders kritisch ist die Lage der Talbrücke Marköbel auf der A45 bei Hammersbach-Marköbel, die mit einer Note von 3,7 bewertet wurde. Auch andere wichtige Verkehrsadern wie die A3 und A5 im Raum Frankfurt weisen mangelhafte Bauwerke auf.
Die Bewertung erfolgt anhand von Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen berücksichtigen. Zusätzlich wird ein Traglastindex ermittelt, der die Leistungsfähigkeit der Brücke in Bezug auf Alter und Material bewertet. In Hessen wurden 1.382 Autobahnbrücken als "noch ausreichend" eingestuft, während 378 als "nicht ausreichend" gelten. Alarmierend ist, dass 43 Brücken sogar als "ungenügend" bewertet wurden.
Es ist wichtig zu beachten, dass Deutschland über 39.000 Autobahnbrücken verfügt, von denen etwa 12% vor 1960 gebaut wurden. Die durchschnittliche Lebensdauer einer Betonbrücke beträgt 80 bis 100 Jahre, während Stahlbrücken eine Lebensdauer von 70 bis 80 Jahren haben. Diese Fakten unterstreichen die Notwendigkeit kontinuierlicher Wartung und Sanierung.
Die Kosten für die Sanierung einer einzelnen Autobahnbrücke können bis zu 50 Millionen Euro betragen. Angesichts der Tatsache, dass etwa 70% aller Güter in Deutschland über Autobahnen transportiert werden, ist die Instandhaltung dieser Infrastruktur von entscheidender Bedeutung für die Wirtschaft.
Neben Hessen sind auch andere Bundesländer betroffen. Nordrhein-Westfalen führt die Liste der Bundesländer mit den meisten sanierungsbedürftigen Brücken an, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Diese Situation spiegelt die Herausforderungen wider, denen sich das gesamte deutsche Autobahnnetz gegenübersieht.
Die Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken, gegründet 1989, fordert nun dringendes Handeln von der Politik und der Autobahngesellschaft des Bundes. Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Autobahnbrücken müssen gewährleistet werden, um zukünftige Unfälle zu verhindern und den reibungslosen Verkehrsfluss sicherzustellen.
Angesichts der Tatsache, dass Deutschland über 13.000 km Autobahnen und mehr als 145.000 Brücken im Zuge von Bundesfernstraßen verfügt, ist eine umfassende und nachhaltige Strategie zur Brückensanierung unerlässlich. Die aktuelle Situation in Hessen verdeutlicht die Dringlichkeit dieser Aufgabe und unterstreicht die Notwendigkeit, in die Infrastruktur zu investieren, um die Sicherheit und Mobilität für die Zukunft zu gewährleisten.