Französischer Senator unter Verdacht: K.o.-Tropfen im Champagner?

Ein französischer Senator soll einer Abgeordneten K.o.-Tropfen verabreicht haben. Er bestreitet die Vorwürfe, zieht sich aber aus der parlamentarischen Arbeit zurück. Der Fall erregt großes öffentliches Interesse.

26. September 2024, 15:24  •  0 ansichten

Französischer Senator unter Verdacht: K.o.-Tropfen im Champagner?

In Frankreich sorgt ein Vorfall für Aufsehen, bei dem ein Senator verdächtigt wird, einer Abgeordneten K.o.-Tropfen verabreicht zu haben. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Problematik des Missbrauchs solcher Substanzen und hat weitreichende politische Konsequenzen.

Der 66-jährige Senator Joël Guerriau steht im Mittelpunkt der Anschuldigungen. Er soll im November 2023 der Abgeordneten Sandrine Josso K.o.-Tropfen in ein Champagnerglas gemischt haben. K.o.-Tropfen, auch als "Liquid Ecstasy" oder GHB bekannt, wurden ursprünglich als Narkosemittel entwickelt und können lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben. Die Wirkung setzt meist nach 15-30 Minuten ein, was die Gefährlichkeit der Situation unterstreicht.

Guerriau bestreitet die Vorwürfe vehement. Er erklärt, die Substanz für den Eigengebrauch aufgrund von Stress und Trauer um seine verstorbene Katze beschafft zu haben. Trotz seiner Unschuldsbeteuerungen hat er sich vorläufig aus der parlamentarischen Arbeit zurückgezogen, hält aber an seinem Senatsposten fest. Der französische Senat, das Oberhaus des Parlaments, hat 348 Mitglieder, die indirekt für eine Amtszeit von 6 Jahren gewählt werden.

Die Ermittlungen ergaben, dass Guerriau kurz vor dem Vorfall im Internet nach "Drogen und Vergewaltigung", "Wirkung von K.-o.-Tropfen" und "Verkauf von K.-o.-Tropfen" gesucht hatte. Diese Erkenntnisse werfen ein bedenkliches Licht auf seine Behauptungen.

Sandrine Josso berichtete von verdächtigem Verhalten Guerriaus während ihres Besuchs. Sie gab an, dass er sie zum schnellen Trinken gedrängt und mehrfach das Licht an- und ausgeschaltet habe. Zudem habe er in der Küche mit einem weißen Tütchen hantiert. Nach dem Konsum des Champagners verspürte Josso Übelkeit und verließ fluchtartig die Wohnung. In ihrem Blut wurde später eine hohe Dosis K.o.-Tropfen festgestellt, weit über der Menge, die für einen berauschenden Effekt notwendig wäre.

"Ich bin der Falle entkommen."

Sandrine Josso

Die politischen Folgen für Guerriau sind erheblich. Er wurde aus seiner Mitte-rechts-Partei Horizons ausgeschlossen, die 2021 vom ehemaligen Premierminister Édouard Philippe gegründet wurde. Guerriau, der seit 2022 dem Senat angehört und zuvor Bürgermeister einer Kleinstadt an der Loire sowie Bankmanager war, sieht sich nun mit schwerwiegenden Anschuldigungen konfrontiert.

Der Fall hat in Frankreich großes öffentliches Interesse geweckt, nicht zuletzt wegen eines ähnlichen Falles in Avignon, wo 51 Männer vor Gericht stehen, weil sie eine Frau mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt haben sollen. Diese Vorfälle haben eine breite Diskussion über sexuelle Übergriffe und den Missbrauch von K.o.-Tropfen ausgelöst.

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Das französische Rechtssystem, das auf dem Civil Law basiert, unterscheidet zwischen Vergehen und Verbrechen. Die strengen Gesetze gegen sexuelle Belästigung in Frankreich spiegeln die Ernsthaftigkeit wider, mit der solche Fälle behandelt werden. Die Ermittlungen in diesem Fall werden zeigen, wie das französische Justizsystem mit solch komplexen und sensiblen Angelegenheiten umgeht.

Dieser Fall unterstreicht die Wichtigkeit der Aufklärung über die Gefahren von K.o.-Tropfen und die Notwendigkeit, Opfer zu unterstützen und zu schützen. Er wirft auch Fragen zur Integrität von Politikern und zur Funktionsweise des politischen Systems auf. Die weitere Entwicklung dieses Falles wird zweifellos mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden.