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Tessa Ganserer: Pionier-Politikerin kündigt Rückzug an

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Die erste offen transidente Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer wird 2025 nicht erneut kandidieren. Trotz Anfeindungen betont sie, dass ihr Rückzug keine Flucht sei.

Tessa Ganserer, die erste offen transidente Abgeordnete im Deutschen Bundestag, hat ihren Rückzug aus der Politik angekündigt. Die 47-jährige Grünen-Politikerin wird bei der Bundestagswahl 2025 nicht erneut kandidieren. In einem Statement mit dem Titel "Zeit für neue Wege" erläuterte Ganserer ihre Entscheidung.

Ganserer, geboren am 20. Mai 1977 in Zwiesel, blickt auf eine bemerkenswerte politische Karriere zurück. Seit 1998 war sie bei den Grünen aktiv und erlebte die erste Regierungsbeteiligung der Partei mit. Von 2013 bis 2021 saß sie im Bayerischen Landtag, bevor sie 2021 in den Bundestag einzog. Dort engagierte sie sich insbesondere für das Selbstbestimmungsgesetz und ist Sprecherin für Queer- und Waldpolitik ihrer Fraktion.

In ihrem Statement betonte Ganserer die Bedeutung des Klimaschutzes und die Notwendigkeit, gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden. Sie erklärte: "Es gibt daher in Zukunft mehr als genug zu tun: Wir müssen Antworten geben auf die globalen Herausforderungen und gleichzeitig die Gesellschaft wieder zusammenzubringen."

Die Politikerin, die auch Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ist, sprach offen über die Herausforderungen, denen sie als trans Frau in der Politik begegnete. Sie erwähnte den "menschenverachtenden Hass", dem sie aufgrund ihres "Seins" ausgesetzt war. Trotz dieser Erfahrungen betonte Ganserer, dass ihr Rückzug keine Flucht vor Anfeindungen sei.

Ganserer, die 2018 öffentlich als transgeschlechtlich outete, hat sich während ihrer gesamten Karriere für LGBTQ+-Rechte eingesetzt. Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne und arbeitete vor ihrer politischen Laufbahn als Försterin. Ihr Engagement für Klimaschutz und nachhaltige Forstwirtschaft spiegelt sich in ihrem Abschluss in Forstwirtschaft von der Fachhochschule Weihenstephan wider.

Der Tod ihres Vaters im August 2024 beeinflusste Ganserers Entscheidung, neue Wege einzuschlagen. Sie betonte jedoch, dass ihr Rückzug nichts mit aktuellen Parteiangelegenheiten zu tun habe. Bis zum Ende der Legislaturperiode und darüber hinaus plant sie, sich weiterhin für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen, allerdings auf neuen Wegen und in anderen Bereichen.

"Ich möchte nicht bis zu meiner Rente im Parlament sitzen und sehe für mich auch noch ein Leben nach der Politik."

Tessa Ganserer über ihre Zukunft:

Ganserers politisches Erbe ist beachtlich. Sie war die erste transidente Abgeordnete in einem deutschen Landesparlament und erhielt 2021 den Bayerischen Verfassungsorden. Als Schirmherrin des Christopher Street Day in Nürnberg und Unterstützerin der Initiative "Aufstehen gegen Rassismus" hat sie sich weit über die LGBTQ+-Community hinaus engagiert.

Mit ihrem Rückzug verliert die deutsche Politik eine Pionierin, die maßgeblich zur Sichtbarkeit und Akzeptanz von trans Personen in der Öffentlichkeit beigetragen hat. Ganserers Entscheidung markiert das Ende einer Ära, aber auch den Beginn eines neuen Kapitels im Kampf für Gleichberechtigung und Klimaschutz.

Kerstin Dresner

Politik