Fußballfans protestieren gegen Zuschauerausschluss beim Niedersachsenderby
Anhänger von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig demonstrieren in der jeweils anderen Stadt gegen Teilausschluss beim Derby. Protest richtet sich gegen politische Einflussnahme auf Fankultur.
In einer ungewöhnlichen Aktion haben Fußballfans von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig gegen den Teilausschluss von Zuschauern beim bevorstehenden Niedersachsenderby protestiert. Die Demonstration fand am 3. Oktober 2024 statt, drei Tage vor dem mit Spannung erwarteten Zweitligaspiel zwischen den beiden Traditionsklubs.
Das Besondere an dieser Protestaktion war, dass die Anhänger in der jeweils anderen Stadt demonstrierten. Etwa 900 Fans aus Hannover versammelten sich friedlich in Braunschweig, während Eintracht-Anhänger durch Hannover marschierten und dabei auch am niedersächsischen Innenministerium vorbeizogen.
Die Rivalität zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 gehört zu den ältesten im deutschen Fußball, mit der ersten Begegnung im Jahr 1905. Trotz der historischen Feindschaft zeigten die Fangruppen in diesem Fall Einigkeit in ihrem Protest gegen die als "politischen Populismus" bezeichneten Maßnahmen der Innenministerin Daniela Behrens.
"Für eine freie Fankultur ohne politische Einflussnahme"
Die SPD-Politikerin hatte nach Ausschreitungen in der vergangenen Saison mit einem kompletten Ausschluss von Gästefans gedroht. Für das Derby am 6. Oktober 2024 wurde ein Teilausschluss von 96-Anhängern beschlossen, mit nur 1.260 statt der üblichen 2.100 Tickets für Gästefans. Zudem wurden wichtige Elemente der Fankultur wie Blockfahnen und Choreografien untersagt.
Diese Einschränkungen stoßen auf breiten Widerstand in beiden Fanlagern. Die Braunschweiger Fans riefen bei ihrer Kundgebung in Hannover: "Wir holen uns das Spiel zurück", was die Frustration über die Eingriffe in die Fankultur verdeutlicht.
Das Niedersachsenderby hat eine lange und komplexe Geschichte. Beide Vereine, gegründet 1895, blicken auf bedeutende sportliche Erfolge zurück. Eintracht Braunschweig wurde 1967 deutscher Meister, während Hannover 96 den Titel 1938 und 1954 errang. Die nur 60 km voneinander entfernten Städte pflegen eine Rivalität, die weit über den Fußball hinausgeht und auf historische Konflikte zurückgeht.
Die Derbys zwischen den beiden Klubs gelten als Risikospiele und erfordern erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Ausschreitungen, was die aktuellen Beschränkungen teilweise erklärt. Dennoch betonen viele Fans die Bedeutung einer freien Fankultur für die Atmosphäre und Tradition des Fußballs.
Trotz der Spannungen gibt es auch Bemühungen, die Fangruppen durch gemeinsame Projekte anzunähern. Die aktuelle Situation zeigt jedoch, dass der Weg zu einem friedlichen Miteinander noch weit ist. Das Derby am 6. Oktober 2024 wird unter verschärften Bedingungen stattfinden, während die Diskussion um die richtige Balance zwischen Sicherheit und Fankultur weitergeht.
