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Massiver Überlauf bei Rockern: Bandidos wechseln zu Hells Angels

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Über 200 Bandidos-Mitglieder sind zu den Hells Angels übergelaufen, was Besorgnis bei den Behörden auslöst. Die Situation wird genau beobachtet, um mögliche Vergeltungsschläge zu verhindern.

In der deutschen Rockerszene hat sich ein beispielloser Vorfall ereignet: Mehr als 200 Mitglieder des Bandidos Motorcycle Club sind zu den Hells Angels übergelaufen. Dieser massive Wechsel, der auch Führungspersonen einschließt, hat die Behörden in Nordrhein-Westfalen in Alarmbereitschaft versetzt.

Das Landeskriminalamt (LKA) NRW bestätigte gegenüber t-online: "Ein Wechsel dieses Umfangs ist bisher nicht vollzogen worden." Berichten zufolge sollen fast 250 Rocker aus über 20 Untergruppen die Seiten gewechselt haben. Besonders bemerkenswert ist, dass Leslav Hause, einer der Clubgründer der Bandidos, zu den Überläufern gehören soll.

Die Behörden befürchten nun mögliche Vergeltungsschläge. Das LKA analysiert die Situation fortlaufend in Zusammenarbeit mit lokalen Polizeibehörden und Partnern auf Bundesebene. Eine abschließende Bewertung der Lage sei derzeit noch nicht möglich.

In sozialen Medien feiern die übergelaufenen Rocker ihren Coup. "Es wurde Geschichte geschrieben", verkünden sie stolz. Gleichzeitig gibt es auch Spott von der Gegenseite, was zu ersten verbalen Auseinandersetzungen geführt hat.

Szenekenner Michael Ahlsdorf äußerte sich gegenüber t-online zur aktuellen Situation: "Die übrig gebliebenen Bandidos werden nicht erbaut sein." Er hofft jedoch, dass die Szene aus früheren Konflikten gelernt hat und es nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt.

"Freunde werden das nicht, aber mit solchen Dimensionen der Fehde wie früher rechne ich nicht mehr."

Szenekenner Michael Ahlsdorf

Es ist wichtig zu beachten, dass sowohl die Hells Angels als auch die Bandidos sich als "One Percenter" bezeichnen - ein Begriff, der auf eine Rede der American Motorcyclist Association von 1947 zurückgeht. Dies impliziert, dass sie sich außerhalb des Gesetzes sehen.

Die Geschichte der Rockerclubs reicht weit zurück. Die Hells Angels wurden 1948 in Kalifornien gegründet, während die Bandidos 1966 in Texas entstanden. Beide Clubs haben inzwischen weltweite Präsenz in über 50 Ländern. In Deutschland gelten sie als kriminelle Vereinigungen.

Die Struktur dieser Clubs ist streng hierarchisch, mit eigenen Regeln und Kodizes. Mitglieder tragen oft "Kutten" mit Clubabzeichen und treffen sich in sogenannten "Clubhouses". Die Aufnahme in einen Rockerclub erfolgt meist nach einer Probezeit.

Trotz ihres oft negativen Images engagieren sich einige Rockerclubs auch in wohltätigen Projekten. Dennoch bleibt die Beobachtung durch spezielle Polizeieinheiten aufgrund vergangener Gewalttaten und illegaler Aktivitäten notwendig.

Die aktuelle Situation erinnert an frühere Konflikte, wie den Ende 1999, als der Motorradclub Bones MC komplett zu den Hells Angels wechselte und kurz darauf der Ghostrider's MC in den Bandidos aufging. Es bleibt abzuwarten, ob die Rockerszene aus diesen Erfahrungen gelernt hat und eine friedliche Lösung findet.

Kerstin Dresner