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Innovative Lösungen: Wie Kliniken den Reformstau überwinden

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Trotz stockender Krankenhausreform finden deutsche Kliniken kreative Wege, um Herausforderungen zu meistern. Ein Beispiel aus Brandenburg zeigt, wie Qualität und Innovation den Klinikalltag verbessern können.

In der deutschen Krankenhauslandschaft herrscht seit Jahren Reformstau. Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seit über zwei Jahren an einer umfassenden Krankenhausreform arbeitet, sehen sich Kliniken gezwungen, eigene Lösungen für drängende Probleme zu finden. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür sind die Sana-Kliniken Niederlausitz im brandenburgischen Senftenberg.

Marc Bernstädt, Geschäftsführer der Klinik, präsentiert stolz unkonventionelle Ansätze: Krankenpfleger nutzen Tretroller, um die langen Wege auf den Stationen schneller zurückzulegen. Diese pragmatische Lösung ist symptomatisch für den innovativen Geist, der in Senftenberg herrscht.

Eine weitere Neuerung ist die Einrichtung einer Ausbildungsstation. Hier übernehmen sechs Auszubildende unter Aufsicht einer Führungskraft die Verantwortung für sechs Patienten. Diese Maßnahme soll dem Fachkräftemangel entgegenwirken und junge Talente frühzeitig an die Klinik binden.

"Viele Teilnehmer kamen später wieder, um weitere Erfahrung in der Klinik zu sammeln."

Volkmar Hanisch, ärztlicher Leiter

Die Klinik in Senftenberg hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Noch vor zwei Jahren stand sie vor der Pleite und musste vom Landkreis an die Sana Kliniken AG verkauft werden. Seitdem hat sich die Situation deutlich verbessert. Bernstädt betont: "Wir haben es geschafft, richtig gute Leute zu holen."

Ein Schwerpunkt liegt auf der Qualität der angebotenen Leistungen. Von den 65 vom Gesundheitsministerium definierten Leistungsgruppen bietet Senftenberg 19 an und erfüllt dabei alle Qualitätskriterien. Dies ist besonders wichtig, da die geplante Krankenhausreform eine Reduzierung und Spezialisierung von Klinikleistungen vorsieht.

Trotz der Erfolge bleiben Herausforderungen. Die Finanzierung der Krankenhäuser basiert auf veralteten Daten, was angesichts steigender Kosten problematisch ist. Bernstädt kritisiert die geplante Abschaffung der Fallpauschalen: "Das konnte mir Herr Lauterbach in einem persönlichen Gespräch auch nicht wirklich erklären."

Eine weitere Innovation in Senftenberg ist die Umstrukturierung der Notaufnahme. Durch eine klare Trennung von echten Notfällen und weniger dringlichen Fällen wird die Effizienz gesteigert. Eine neu geschaffene ärztliche Bereitschaftspraxis entlastet die Notaufnahme.

Trotz aller Fortschritte bleiben Probleme, die nicht auf Klinikebene gelöst werden können. Matthias Hecker, Oberarzt der Intensivstation, beklagt den hohen bürokratischen Aufwand: "Die Bürokratie hat mittlerweile überbordende Ausmaße genommen." Der ärztliche Leiter Hanisch fordert mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen: "Die steckt hier noch in den Kinderschuhen – oder ist eigentlich noch nicht mal geboren."

Die Erfahrungen in Senftenberg zeigen, dass Kliniken durch Innovation und Qualitätsfokus Verbesserungen erzielen können. Dennoch bleibt eine umfassende Reform des Gesundheitssystems notwendig, um die strukturellen Probleme zu lösen und die Versorgung langfristig zu sichern.