Traditionsreiche Großbäckerei Sternenbäck schließt Hauptstandort

Sternenbäck, gegründet 1766, schließt den Produktionsstandort in Hechingen bis Ende 2024. Das zweite Insolvenzverfahren in vier Jahren wirft Fragen zur Zukunft der Filialen auf.

3. Oktober 2024, 08:52  •  0 ansichten

Traditionsreiche Großbäckerei Sternenbäck schließt Hauptstandort

Die traditionsreiche Großbäckerei Sternenbäck, ein Unternehmen mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 1766 zurückreicht, steht vor einer schwierigen Entscheidung. Der Produktionsstandort in Hechingen wird bis spätestens Ende 2024 geschlossen. Diese Maßnahme ist Teil eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung, das im Mai 2024 eingeleitet wurde.

Frank Winter, der Geschäftsführer von Sternenbäck, bestätigte die bevorstehende Schließung. Das Unternehmen, das deutschlandweit etwa 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, betreibt in Baden-Württemberg 34 Filialen, die bisher von Hechingen aus beliefert wurden. Die Zukunft dieser Filialen bleibt ungewiss, während sich für die Produktionsstandorte in Gera und Spremberg mögliche Fortführungslösungen abzeichnen.

Es ist bemerkenswert, dass Sternenbäck innerhalb von vier Jahren zum zweiten Mal ein Insolvenzverfahren durchläuft. Das erste Verfahren im Jahr 2020 führte zur Schließung von fast der Hälfte des Filialnetzes. Die aktuelle Situation spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen die Bäckereiindustrie in Deutschland konfrontiert ist.

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Interessanterweise ist Sternenbäck kein Einzelfall in der deutschen Bäckereilandschaft. In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Bäckereien in Deutschland um etwa 40% zurückgegangen. Die häufigsten Gründe für Insolvenzen in der Branche sind steigende Rohstoffpreise und Energiekosten - genau die Faktoren, die auch Sternenbäck zu schaffen machen.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Bäckereiindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland. Mit über 10.000 Bäckereibetrieben und einem jährlichen Umsatz von über 15 Milliarden Euro trägt sie wesentlich zur deutschen Wirtschaft bei. Etwa 65% des in Deutschland konsumierten Brotes wird von handwerklichen Bäckereien hergestellt, was die Bedeutung traditioneller Betriebe wie Sternenbäck unterstreicht.

Die Vielfalt der deutschen Brotkultur ist beeindruckend: Es gibt über 3.000 verschiedene Brotsorten, wobei Mischbrot die beliebteste Variante ist. Der durchschnittliche Deutsche verzehrt etwa 56 kg Brot pro Jahr. Diese Zahlen verdeutlichen die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Bäckereiindustrie in Deutschland.

Die Situation von Sternenbäck wirft auch ein Licht auf die Arbeitsbedingungen in der Branche. Bäcker beginnen ihren Arbeitstag oft um 2 Uhr morgens, und die Ausbildung zum Bäcker dauert in der Regel drei Jahre. In Deutschland gibt es über 100 verschiedene Ausbildungsberufe im Bäckereihandwerk, was die Komplexität und Vielfalt dieses Gewerbes unterstreicht.

Während Sternenbäck mit seinen Herausforderungen kämpft, passen sich andere Bäckereien an neue Trends an. Etwa 5% der Bäckereien in Deutschland sind bio-zertifiziert, und etwa 10% bieten glutenfreie Produkte an. Diese Entwicklungen zeigen, wie sich die Branche bemüht, auf veränderte Verbraucherwünsche zu reagieren.

Die Zukunft von Sternenbäck und seinen Mitarbeitern bleibt ungewiss. Die Entwicklung dieses traditionsreichen Unternehmens wird zweifellos von vielen in der Branche aufmerksam verfolgt werden, da sie symptomatisch für die Herausforderungen ist, mit denen viele deutsche Bäckereien konfrontiert sind.