Tesla-Chefs machen Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern in Grünheide

Im Tesla-Werk Grünheide führen hohe Krankenstände zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Vorgesetzte statten krankgeschriebenen Mitarbeitern unangemeldete Besuche ab, was teils auf aggressive Reaktionen stößt.

25. September 2024, 06:55  •  0 ansichten

Tesla-Chefs machen Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern in Grünheide

Im Tesla-Werk Grünheide, der ersten europäischen Gigafactory des Elektroautoherstellers, sorgt ein ungewöhnlich hoher Krankenstand für Aufsehen. Die Werksleitung hat nun zu drastischen Maßnahmen gegriffen, um die Situation in den Griff zu bekommen.

Elon Musks Unternehmen, das für seine Innovationen im Bereich der Elektromobilität bekannt ist, sieht sich in seiner deutschen Produktionsstätte mit Herausforderungen konfrontiert. In der etwa 300 Hektar großen Anlage, die erst vor zwei Jahren eröffnet wurde und eine jährliche Produktionskapazität von 500.000 Fahrzeugen anstrebt, erreichte der Krankenstand Anfang August 2024 besorgniserregende 15 Prozent. In der darauffolgenden Woche stieg dieser Wert sogar auf 17 Prozent an.

Als Reaktion darauf haben Vorgesetzte begonnen, unangemeldete Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern durchzuführen. Personalchef Erik Demmler erklärte, dass etwa 30 Mitarbeiter mit auffällig langen Krankheitszeiten oder vielen Erstbescheinigungen für diese Besuche ausgewählt wurden. Die Reaktionen der Betroffenen fielen unterschiedlich aus - einige reagierten aggressiv, andere drohten sogar mit der Polizei.

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Diese Maßnahme ist Teil der Bemühungen Teslas, die Effizienz in seinem deutschen Werk zu steigern. Das Unternehmen, das weltweit über 100.000 Mitarbeiter beschäftigt und für seine stark automatisierten Produktionsprozesse bekannt ist, sieht sich in Grünheide mit unerwarteten personellen Herausforderungen konfrontiert.

Interessanterweise zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der Stammbelegschaft und den Leiharbeitern. Während bei der Stammbelegschaft im September 2024 die Fehlzeiten zwischen 10 und 11 Prozent lagen, betrug der Krankenstand bei den Leiharbeitern lediglich 2 Prozent. Diese Diskrepanz hat Tesla dazu veranlasst, mit dem Betriebsrat über eine vorzeitige Übernahme der Leiharbeiter zu verhandeln.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Thema Arbeitsmoral in der Grünheider Fabrik diskutiert wird. Bereits im Juli 2023 kritisierte Werksleiter André Thierig eine "zu große Faulheit in der Belegschaft". Diese wiederholten Äußerungen deuten auf anhaltende Herausforderungen im Personalmanagement hin.

Die Situation in Grünheide steht im Kontrast zu Teslas globalem Erfolg. Das Unternehmen, das neben Elektroautos auch Solaranlagen und Energiespeichersysteme produziert, hat sich durch innovative Technologien und ein eigenes Supercharger-Netzwerk einen Namen gemacht. Trotz kontroverser Diskussionen um das Autopilot-System und die Volatilität der Tesla-Aktien an der NASDAQ bleibt das Unternehmen ein Vorreiter in der Elektromobilität.

Die Entwicklungen in Grünheide werden sowohl von der Automobilbranche als auch von Arbeitsmarktexperten genau beobachtet. Es bleibt abzuwarten, wie Tesla langfristig mit den Herausforderungen umgehen und gleichzeitig seine ambitionierten Ziele, einschließlich der geplanten Batteriezellenproduktion und der angestrebten CO2-neutralen Produktion, verfolgen wird.