Planbude gibt auf: Zukunft der Esso-Häuser an der Reeperbahn ungewiss

Nach zehn Jahren Engagement zieht sich die Planbude vom Projekt der Esso-Häuser zurück. Der Grundeigentümer Bayerische Hausbau stoppt die Entwicklung trotz Millionenförderung.

2. Oktober 2024, 12:58  •  0 ansichten

Planbude gibt auf: Zukunft der Esso-Häuser an der Reeperbahn ungewiss

Die Planbude, eine Initiative zur Neugestaltung der ehemaligen Esso-Häuser an der Reeperbahn, hat nach einem Jahrzehnt ihr Engagement beendet. Der Grund dafür ist die Entscheidung des Grundeigentümers, der Bayerischen Hausbau, das Projekt trotz erheblicher finanzieller Förderung und konkreter Pläne einzustellen.

Die Reeperbahn, bekannt als "die sündigste Meile" und Heimat zahlreicher Unterhaltungsangebote, sollte durch das Projekt ein neues Gesicht erhalten. Geplant waren über 200 Wohnungen, davon mehr als die Hälfte gefördert, sowie Gewerbeflächen und öffentliche Bereiche. Diese Pläne spiegelten den Wunsch wider, das Viertel zu erneuern und gleichzeitig seinen charakteristischen Charme zu bewahren.

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Die Bayerische Hausbau, eine Tochtergesellschaft der Münchner Schörghuber Gruppe, begründet ihre Entscheidung mit der aktuellen Baukonjunktur. Die Planbude kritisiert jedoch, dass der Konzern nach einem Führungswechsel die Abteilung für Projektentwicklung drastisch verkleinert habe und nun nicht mehr in der Lage sei, das geplante Vorhaben umzusetzen.

"Diesen Weg vom Pionier-Modell einer kooperativen Stadtentwicklung zum gewöhnlichen Spekulationsobjekt werden wir nicht mitgehen. Wir sind raus."

Planbude-Erklärung

Seit dem Abriss der Esso-Häuser und der Tankstelle im Jahr 2014 klafft eine 6.000 Quadratmeter große Lücke auf der Reeperbahn. Diese Brache steht im starken Kontrast zu der sonst so lebendigen Straße, die jährlich etwa 30 Millionen Besucher anzieht und für ihre über 400 Lichtreklamen bekannt ist.

Die Planbude äußert Frustration über die Darstellung der Situation durch die Bayerische Hausbau und kritisiert, dass politische Entscheidungsträger wie Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein und Bürgermeister Peter Tschentscher diese Sichtweise übernommen hätten. Die Initiative beklagt, dass auf Senatsebene ohne umfassendes Verständnis für die Qualitäten des Projekts verhandelt werde.

Das ursprüngliche Konzept sah ein vielfältiges Quartier vor, das dem Kiez ein neues Gesicht geben sollte. Über 2.300 Menschen beteiligten sich an den Entwürfen, die öffentlich zugängliche Dächer und einen hohen Anteil geförderter Mietwohnungen vorsahen. Diese Pläne stehen nun vor dem Aus.

Eine mögliche Lösung könnte die Übernahme des Geländes durch die städtische Wohnungsgesellschaft Saga sein. Die Bayerische Hausbau, die das Areal bereits 2008 erworben hatte, bot es vor über einem Jahr der Saga an. Die Wohnungsgesellschaft prüft derzeit, ob öffentlich geförderter Wohnungsbau realisiert werden kann.

Die Situation wirft Fragen zur Zukunft der Stadtentwicklung in Hamburg auf. Die Reeperbahn, die eine reiche Geschichte hat - von der ersten elektrischen Straßenbeleuchtung Hamburgs 1894 bis hin zu den Auftritten der Beatles in den 1960er Jahren - steht vor neuen Herausforderungen. Die Balance zwischen Erhalt des historischen Charakters und notwendiger Modernisierung bleibt eine komplexe Aufgabe.

Das Scheitern des Projekts der Esso-Häuser zeigt die Schwierigkeiten bei der Umsetzung innovativer Stadtentwicklungskonzepte. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt Hamburg und die beteiligten Akteure auf diese Situation reagieren werden, um die Lücke im Herzen des Kiezes zu schließen und dabei die Bedürfnisse der Anwohner und den einzigartigen Charakter des Viertels zu berücksichtigen.