Mocro-Mafia: Brutale Drogenbanden bedrohen Deutschland

Kriminelle Netzwerke aus den Niederlanden, bekannt als Mocro-Mafia, dehnen ihre Aktivitäten nach Deutschland aus. Experten warnen vor zunehmender Gewalt und fordern koordinierte Maßnahmen zur Bekämpfung.

25. September 2024, 10:38  •  0 ansichten

Mocro-Mafia: Brutale Drogenbanden bedrohen Deutschland

Die sogenannte Mocro-Mafia, ein Netzwerk brutaler Drogenbanden aus den Niederlanden, breitet sich zunehmend nach Deutschland aus. Experten warnen vor einer Eskalation der Gewalt und fordern entschlossenes Handeln der Behörden.

Der renommierte niederländische Kriminologe Cyrille Fijnaut betont, dass es sich bei der Mocro-Mafia nicht um eine einheitliche Organisation handelt. Vielmehr bestehe sie aus verschiedenen kriminellen Netzwerken, die hauptsächlich im Kokain- und Cannabishandel sowie in der Geldwäsche aktiv sind. Laut einem Europol-Bericht vom April 2024 sind diese Gruppen in über 40 Ländern präsent, mit Schwerpunkten in Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Spanien.

Die Brutalität dieser Banden wurde durch den Mord an dem bekannten Kriminalreporter Peter R. de Vries im Jahr 2021 deutlich. De Vries, der als Vertrauensperson eines Kronzeugen galt, wurde in Amsterdam auf offener Straße erschossen. Dieser Vorfall verdeutlichte die akute Bedrohung für die Zivilgesellschaft durch die organisierte Kriminalität.

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Die Zusammensetzung der Banden ist entgegen landläufiger Meinung multikulturell. Fijnaut erklärt: "Die kriminelle Welt in den Niederlanden ist genauso multikulturell wie die Oranje-Elf. Da sind auch Ur-Holländer in der x-ten Generation dabei." Der Begriff "Mocro-Mafia" sei daher irreführend.

Die extreme Gewalt dieser Gruppen hängt eng mit der Illegalität ihrer Geschäfte zusammen. Um Konkurrenten abzuschrecken und Verluste zu rächen, greifen sie zu brutalen Methoden. So wurde 2020 in Rotterdam ein zum Folterinstrument umgebauter Zahnarztstuhl in einem Container entdeckt.

Für die deutsche Polizei empfiehlt Fijnaut eine nationale Koordinierung der Strafverfolgung, etwa über das Bundeskriminalamt. "Man braucht dafür eine Taskforce, die überregional geführt wird", so der Experte.

In den Niederlanden wurden kürzlich mehrere führende Mitglieder der Mocro-Mafia zu hohen Haftstrafen verurteilt. Ridouan Taghi, ein Bandenchef, erhielt im Februar 2024 lebenslänglich. Auch Delano G., der Mörder von Peter R. de Vries, wurde zu 28 Jahren Haft verurteilt.

Die Niederlande haben eine lange Geschichte des Drogenhandels, insbesondere mit Cannabis. Rotterdam, als größter Hafen Europas, spielt eine Schlüsselrolle im Drogenschmuggel. Die niederländische Drogenpolitik basiert auf dem Prinzip der "Gedoogbeleid" (Toleranzpolitik), was zu einer komplexen Situation geführt hat.

Die Mocro-Mafia nutzt oft verschlüsselte Kommunikationsmittel und hat Verbindungen zu legalen Geschäften zur Geldwäsche. Die niederländische Justiz hat ein Kronzeugenprogramm eingeführt, um die Strukturen aufzubrechen. Gleichzeitig investiert die Regierung verstärkt in Präventionsprogramme für Jugendliche, da viele Bandenmitglieder aus benachteiligten Stadtvierteln stammen.

Die Ausbreitung dieser kriminellen Netzwerke nach Deutschland stellt eine ernsthafte Herausforderung dar. Es bedarf einer engen Zusammenarbeit zwischen deutschen und niederländischen Behörden sowie Europol, um dieser Bedrohung effektiv zu begegnen.

"Die kriminelle Welt in den Niederlanden ist genauso multikulturell wie die Oranje-Elf. Da sind auch Ur-Holländer in der x-ten Generation dabei."

Cyrille Fijnaut, niederländischer Kriminologe