Korrosion und Wetter: Ursachen für Dresdner Brückeneinsturz enthüllt

Experten bestätigen Korrosion als Hauptgrund für den Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden. Temperaturunterschiede spielten ebenfalls eine Rolle beim Kollaps des historischen Bauwerks.

3. Oktober 2024, 08:56  •  0 ansichten

Korrosion und Wetter: Ursachen für Dresdner Brückeneinsturz enthüllt

Die Untersuchungen zum Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden haben neue Erkenntnisse zutage gefördert. Brückenexperte Steffen Marx bestätigte im Bauausschuss des Stadtrats, dass Korrosion maßgeblich zum Einsturz beigetrug. Die 1895 eröffnete Brücke, benannt nach Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, war eine der ersten großen Spannbetonbrücken der DDR und galt als technische Meisterleistung ihrer Zeit.

Die Analyse eines Videos des Einsturzereignisses zeigte den Bruch über dem Hauptpfeiler. Laut Marx waren über 80 Prozent der Spannglieder schwer beschädigt, korrodiert und teilweise bereits gebrochen. Diese Schäden waren vor dem Einsturz nicht erkennbar. Die 390 Meter lange Brücke, die die Innere Neustadt mit der Johannstadt verbindet, kollabierte am Morgen des 11. September 2023, glücklicherweise ohne Personenschäden.

Interessanterweise spielten auch Wetterbedingungen eine entscheidende Rolle. Die Brücke hatte sich in den zwei Wochen vor dem Einsturz stark aufgeheizt. In der Einsturznacht kam es zu einer starken Abkühlung, wodurch sich Beton und Stahl im äußeren Bereich nicht zusammenziehen konnten, da es im Inneren noch heiß war. Dies führte zu zusätzlichen Zugspannungen, die wahrscheinlich den Einsturz auslösten.

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Die Erkenntnisse aus diesem Vorfall haben Bedeutung weit über Dresden hinaus. Die Carolabrücke, die als eine der meistbefahrenen Brücken Dresdens galt und unter Denkmalschutz stand, dient nun als Fallstudie für ähnliche Bauwerke in ganz Deutschland. Experten prüfen derzeit, ob die Schäden auf einen Querschnitt begrenzt waren oder sich über die gesamte Brücke erstreckten.

Die verbleibenden Brückenzüge A und B werden intensiv untersucht, unter anderem mit Schallemissionsmessungen. Marx betonte:

Wir nehmen die Brücke nicht wieder in Betrieb, wenn wir irgendwelche Zweifel haben.

Bis Ende November oder Anfang Dezember 2024 sollen belastbare Ergebnisse vorliegen, die eine Entscheidung über die Zukunft der restlichen Brückenteile ermöglichen.

Die Carolabrücke, die eine Gesamtbreite von 34 Metern aufweist und Teil der Bundesstraße 170 ist, war nicht nur ein wichtiges Verkehrsbindeglied, sondern auch ein beliebter Aussichtspunkt mit Blick auf die Dresdner Altstadt. Ihr teilweiser Verlust ist ein schwerer Schlag für die Infrastruktur und das kulturelle Erbe der Stadt.

Die laufenden Untersuchungen werden von der Bundesanstalt für Materialprüfung begleitet und könnten zu neuen Sicherheitsstandards für ähnliche Brücken in ganz Deutschland führen. Der Fall der Carolabrücke unterstreicht die Bedeutung regelmäßiger und gründlicher Inspektionen von alternder Infrastruktur, insbesondere angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel und zunehmende Verkehrsbelastungen.