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US-Justiz untersucht SAP und Carahsoft wegen Preisabsprachen

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Das US-Justizministerium prüft mögliche Preisabsprachen zwischen SAP und Carahsoft bei Regierungsaufträgen. Die Untersuchungen laufen seit 2022 und betreffen ein Jahrzehnt an Geschäften.

Das US-Justizministerium hat eine Untersuchung gegen den deutschen Softwareentwickler SAP und den amerikanischen IT-Wiederverkäufer Carahsoft Technology eingeleitet. Der Verdacht: mögliche Preisabsprachen bei Geschäften mit US-Regierungsbehörden.

Die Ermittlungen, die sich auf einen Zeitraum von zehn Jahren erstrecken, begannen bereits vor mindestens zwei Jahren. Im Fokus stehen Verträge mit dem US-Militär und anderen staatlichen Einrichtungen. Das Justizministerium prüft, ob die beiden Unternehmen ihre Preise abgesprochen haben, um höhere Summen von der US-Regierung zu erhalten.

SAP, 1972 gegründet und mit Hauptsitz in Walldorf, ist Europas größter Softwarehersteller und weltweit die Nummer drei. Das Unternehmen, bekannt für seine ERP-Software, beschäftigt über 100.000 Mitarbeiter und bedient mehr als 440.000 Kunden in 180 Ländern. Auf Anfrage lehnte eine SAP-Sprecherin eine Stellungnahme ab.

Carahsoft, 2004 in Reston, Virginia, gegründet, hat sich zu einem bedeutenden Akteur in der Technologiebeschaffung für den öffentlichen Sektor entwickelt. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 11 Milliarden Dollar und beschäftigte über 2.400 Mitarbeiter. Nur der PC-Hersteller Dell macht mehr Geschäfte mit der US-Bundesregierung als Carahsoft.

Am vergangenen Dienstag durchsuchte das FBI, die 1908 gegründete US-Bundespolizei, Büros von Carahsoft. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte, dass die Durchsuchung im Zusammenhang mit Ermittlungen zu einem früheren Geschäftspartner stand, ohne jedoch SAP explizit zu nennen.

Preisabsprachen sind in den USA seit dem Sherman Antitrust Act von 1890 illegal. Die möglichen Strafen sind erheblich: Unternehmen können mit Bußgeldern von bis zu 100 Millionen Dollar oder dem Doppelten des erzielten Gewinns belegt werden. Zudem droht der Ausschluss von zukünftigen Regierungsaufträgen.

Der US-Regierungsmarkt für IT-Dienstleistungen ist mit einem jährlichen Volumen von über 100 Milliarden Dollar äußerst lukrativ. Das US-Verteidigungsministerium allein verfügt über einen Jahreshaushalt von mehr als 700 Milliarden Dollar. In diesem Kontext arbeitet Carahsoft mit über 3.000 Technologieherstellern zusammen, um Lösungen für den öffentlichen Sektor bereitzustellen.

Für SAP ist dies nicht die erste Konfrontation mit US-Behörden. In der Vergangenheit musste das Unternehmen bereits Bußgelder wegen Korruptionsvorwürfen in den USA zahlen. Mit einer Marktkapitalisierung von über 150 Milliarden Euro steht für SAP viel auf dem Spiel.

Die Untersuchung wird von der Kartellrechtsabteilung des US-Justizministeriums geleitet, die 1870 gegründet wurde. Der Ausgang könnte weitreichende Folgen für beide Unternehmen und den gesamten Markt für Regierungstechnologie haben.

Johanna Walter

Geschäft