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Mocro-Mafia: Brutale Banden breiten sich nach Deutschland aus

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Kriminelle Netzwerke aus den Niederlanden, bekannt als Mocro-Mafia, dehnen ihre Aktivitäten nach Deutschland aus. Experten warnen vor zunehmender Gewalt und geben Empfehlungen zur Bekämpfung.

Die sogenannte Mocro-Mafia, ein Netzwerk krimineller Banden aus den Niederlanden, dehnt ihre Aktivitäten zunehmend nach Deutschland aus. Diese Entwicklung bringt eine Welle der Gewalt mit sich, die Experten mit Sorge betrachten.

Der Begriff "Mocro-Mafia" ist jedoch irreführend, wie der renommierte niederländische Kriminologe Cyrille Fijnaut betont. Es handelt sich nicht um eine einheitliche Organisation, sondern um verschiedene kriminelle Netzwerke. Europol bestätigt diese Einschätzung und spricht von zahlreichen Gruppen, die hauptsächlich im Kokain- und Cannabishandel sowie in der Geldwäsche tätig sind.

Die Brutalität dieser Banden wurde der Öffentlichkeit besonders durch den Mord an dem bekannten Kriminalreporter Peter R. de Vries im Jahr 2021 bewusst. Dieser Fall verdeutlichte die Bedrohung, die von der organisierten Kriminalität auch für die Zivilgesellschaft ausgeht.

"Die kriminelle Welt in den Niederlanden ist genauso multikulturell wie die Oranje-Elf. Da sind auch Ur-Holländer in der x-ten Generation dabei."

Niederländische Polizei warnt

Entgegen der landläufigen Meinung sind nicht alle Mitglieder dieser Banden marokkanischer Herkunft. Die kriminelle Szene in den Niederlanden ist äußerst vielfältig, wie Fijnaut betont. Dies spiegelt die multikulturelle Zusammensetzung der niederländischen Gesellschaft wider.

Die Brutalität der Banden hängt eng mit der Illegalität ihrer Geschäfte zusammen. Um Konkurrenten abzuschrecken und Verluste zu vermeiden, greifen sie zu extremen Gewaltmaßnahmen. Dies führte in der Vergangenheit zu schockierenden Entdeckungen wie einem zum Folterinstrument umgebauten Zahnarztstuhl in Rotterdam im Jahr 2020.

Experten raten der deutschen Polizei, aus den Erfahrungen der Niederlande zu lernen. Fijnaut empfiehlt eine national koordinierte Strafverfolgung, etwa über das Bundeskriminalamt, anstatt die Bekämpfung lokalen Behörden zu überlassen.

In den Niederlanden wurden kürzlich mehrere führende Mitglieder dieser kriminellen Netzwerke zu hohen Haftstrafen verurteilt. Im Februar 2024 erhielt Bandenchef Ridouan Taghi lebenslänglich, ebenso wie zwei weitere Hauptdrahtzieher. Auch Delano G., der Mörder von Peter R. de Vries, wurde zu 28 Jahren Haft verurteilt.

Die Niederlande haben eine lange Geschichte des Drogenhandels, insbesondere mit Cannabis. Rotterdam, als größter Hafen Europas, spielt eine zentrale Rolle als Eingangspunkt für Drogen. Die niederländische Drogenpolitik basiert auf dem Prinzip der "Gedoogbeleid" (Toleranzpolitik), was zu einer komplexen Situation führt.

Trotz der Herausforderungen durch organisierte Kriminalität haben die Niederlande eine der niedrigsten Inhaftierungsraten in Europa und legen großen Wert auf Rehabilitation. Das Land ist führend in der Forschung zu Drogenabhängigkeit und setzt zunehmend auf internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Drogenhandels.

Die Ausbreitung der Mocro-Mafia nach Deutschland stellt eine ernsthafte Herausforderung dar. Eine effektive Bekämpfung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Behörden beider Länder und ein tiefes Verständnis der komplexen Strukturen dieser kriminellen Netzwerke.

Kerstin Dresner

Politik