In Brandenburg zeichnet sich ein bemerkenswerter Trend ab: Die Alternative für Deutschland (AfD) gewinnt zunehmend an Popularität unter jungen Wählern. Dieser Wandel wirft Fragen auf, insbesondere da die Partei lange Zeit eher mit älteren Wählern in Verbindung gebracht wurde.
Experten sehen mehrere Gründe für diesen Umschwung. Ein wesentlicher Faktor ist die geschickte Nutzung sozialer Medien durch die AfD. Die Partei hat früh das Potenzial von Plattformen wie TikTok erkannt und nutzt diese intensiv. In den ersten zwei Septemberwochen 2024 veröffentlichte der AfD-Landesverband Brandenburg fast 50 Videos auf TikTok, während andere Parteien deutlich weniger aktiv waren.
Die Inhalte der AfD sind oft emotional aufgeladen und vereinfacht dargestellt. Dr. Rüdiger Maas, Generationenforscher, erklärt: "Populistische Themen lassen sich leichter emotionalisieren." Diese Strategie scheint bei jungen Menschen zu verfangen, die laut Maas besonders empfänglich für emotionale Darstellungen sind.
Interessanterweise hat sich auch die politische Landschaft verändert. Das traditionelle Links-Rechts-Spektrum verliert an Bedeutung. Maas' Studie zeigt, dass jeder dritte junge Wähler nicht mehr in diesen Kategorien denkt. Viele AfD-Wähler sehen sich selbst in der politischen Mitte.
Die Prioritäten der jungen Generation haben sich ebenfalls verschoben. Während bei der Bundestagswahl 2021 Themen wie Klimawandel im Vordergrund standen, spielen nun andere Fragen eine größere Rolle. Die AfD greift diese Themen auf und präsentiert einfache Lösungen, die bei vielen jungen Menschen Anklang finden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einfluss der Familie. Die Studie des Instituts für Generationenforschung ergab, dass 61% der jungen AfD-Wähler angaben, ihre Eltern würden ebenfalls die AfD wählen. Dies unterstreicht die Bedeutung des familiären Umfelds bei der politischen Meinungsbildung.
Dr. Aiko Wagner, Politikwissenschaftler an der Freien Universität Berlin, betont die Rolle der Quantität in der AfD-Kommunikation: "Die schiere Menge macht die AfD erfolgreich." Die Partei veröffentlicht zahlreiche kurze Videoclips, die regelmäßig viral gehen und so eine breite Reichweite erzielen.
"Wir sind die Partei der Zukunft. Die jungen Leute strömen uns zu"
Diese Entwicklung wirft auch Fragen zur politischen Bildung auf. Maas fordert: "Die Schulen müssen hier viel mehr leisten, wenn es darum geht, die jungen Menschen darauf vorzubereiten, was wählen gehen wirklich bedeutet."
Die AfD, 2013 gegründet, hat in kurzer Zeit eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Von einer Partei, die anfangs kaum Jugendliche ansprach, hat sie sich zu einer politischen Kraft entwickelt, die bei der jungen Generation in Brandenburg laut Umfragen die meiste Unterstützung genießt.
Diese Entwicklung spiegelt auch breitere gesellschaftliche Veränderungen wider. Brandenburg, mit seinen etwa 2,5 Millionen Einwohnern und einem Durchschnittsalter von 47 Jahren, steht vor vielfältigen Herausforderungen. Die Arbeitslosenquote von 5,9% im Jahr 2023 und die Nähe zu Polen als EU-Außengrenze sind Faktoren, die die politische Landschaft beeinflussen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend bei der kommenden Landtagswahl in Brandenburg auswirken wird. Die Wahlbeteiligung von 61,3% bei der letzten Wahl zeigt, dass es noch Potenzial für eine stärkere demokratische Beteiligung gibt. Die Fähigkeit der etablierten Parteien, junge Wähler anzusprechen und für politische Themen zu interessieren, wird entscheidend sein für die zukünftige politische Landschaft in Brandenburg und darüber hinaus.