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35 Jahre nach Mauerfall: Wie geeint ist Deutschland wirklich?

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Landtagswahlen in Ostdeutschland zeigen starke Unterstützung für AfD und BSW. Bürger diskutieren über anhaltende Unterschiede zwischen Ost und West. Die Bundestagswahl 2025 könnte Aufschluss geben.

Vor 35 Jahren fiel die Berliner Mauer, ein 155 km langes Symbol der deutschen Teilung. Dieser historische Moment, ausgelöst durch eine Pressekonferenz am 9. November 1989, markierte das Ende einer Ära, in der mindestens 140 Menschen beim Versuch, die als "Antifaschistischer Schutzwall" bezeichnete Barriere zu überwinden, ihr Leben verloren.

Heute, dreieinhalb Jahrzehnte später, stellt sich die Frage: Wie geeint ist Deutschland wirklich? Die jüngsten Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg haben diese Diskussion neu entfacht. Die Alternative für Deutschland (AfD), eine 2013 gegründete Partei, erreichte in diesen Bundesländern etwa 30 Prozent der Stimmen. Auch das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erzielte beachtliche Ergebnisse.

Diese Entwicklung hat bei vielen Bürgern Besorgnis ausgelöst. Ramona Strankowski äußert ihre Bedenken:

"Wenn die Leute im Osten [...] so weitermachen, wie sie jetzt angefangen haben, indem sie sich die AfD suchen, indem sie auch das BSW, die spielen da mit, das ist überhaupt keine Frage. [...] dann ziehen sie möglicherweise den ganzen Westen mit runter."

Eine besorgte Bürgerin

Andere, wie Roland Knappe, sehen die Wahlergebnisse als Ausdruck von Unzufriedenheit:

"Das Vertrauen in diese aktuell gelebte Demokratie ist für große Teile weg, weil dort einfach in den letzten Jahren Sachen passiert sind, auch teilweise in Jahrzehnten, die letztendlich dazu geführt haben, dass man in großen Teilen der Bevölkerung [...] der Meinung ist, dass diese Politik nicht mehr Deutschland guttut und insbesondere auch nicht dem Osten guttut."

Ein Bürger zur politischen Lage

Die Wiedervereinigung brachte große Herausforderungen mit sich. Der "Aufbau Ost" kostete bis 2018 etwa 1,6 Billionen Euro. Trotz Fortschritten, wie der Angleichung der Lebenserwartung, bestehen weiterhin Unterschiede. Die Lohnunterschiede zwischen Ost und West sind nach wie vor präsent, und der Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung war massiv.

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, betont die enge Verflechtung beider Landesteile. Doch die Meinungen der Bürger gehen auseinander. Während einige, wie Monika Lehmann, auf die Integration der jüngeren Generation verweisen, sehen andere noch viel Arbeit vor sich.

Die bevorstehende Bundestagswahl im Herbst 2025 wird möglicherweise mehr Klarheit darüber bringen, wie geeint Deutschland tatsächlich ist. Bis dahin bleibt die Frage offen, ob Begriffe wie "Wessi" und "Ossi" der Vergangenheit angehören oder ob die "Ostalgie" und anhaltende Unterschiede weiterhin eine Rolle in der deutschen Gesellschaft spielen werden.