Umbruch in der Rockerszene: Bandidos wechseln zu Hells Angels

Über 20 Bandidos-Ortsgruppen schließen sich den Hells Angels an, besonders im Ruhrgebiet. Behörden warnen vor möglichen Vergeltungsschlägen und neuem Konfliktpotenzial in der Rockerszene.

26. September 2024, 08:01  •  30 ansichten

Umbruch in der Rockerszene: Bandidos wechseln zu Hells Angels

In der deutschen Rockerszene zeichnet sich eine bedeutende Veränderung ab. Laut Berichten der "Neuen Westfälischen" haben sich mehr als 20 ehemalige Ortsgruppen (Chapter) der Bandidos den rivalisierenden Hells Angels angeschlossen. Dieser Wechsel betrifft vor allem das Ruhrgebiet und schließt sogar einen bundesweit einflussreichen Bandidos-Anführer ein.

Die Hells Angels, 1948 in Kalifornien gegründet, sind seit den 1970er Jahren in Deutschland präsent. Ihr charakteristisches "Death Head"-Logo ist weithin bekannt. Die Bandidos hingegen, 1966 in Texas entstanden, kamen erst 1999 nach Deutschland. Beide Gruppen verwenden das 1%-Symbol, das sie als "Outlaws" kennzeichnet.

Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) äußerte sich zunächst nicht zu diesen Entwicklungen. Allerdings hatte das LKA vor kurzem vor möglichen Konsequenzen solcher Übertritte gewarnt. Es bestehe die Gefahr von Vergeltungsaktionen und neuen Konflikten.

"Die Ermittler beobachten bereits, wie sich die Bandidos im Untergrund neu formieren. Es ist von der Bildung neu strukturierter Chapter in einer möglichen zweistelligen Zahl auszugehen."

Aus einem internen Polizeibericht:

Diese Situation erinnert an den "Great Nordic Biker War" der 1990er Jahre in Skandinavien, der die Rivalität zwischen Hells Angels und Bandidos deutlich machte. In Deutschland sind beide Gruppen in Kapitel ("Chapter") organisiert, mit einer strengen internen Hierarchie.

Im Jahr 2021 verbot das Bundesinnenministerium die "Bandidos Motorcycle Club Federation West Central" samt 38 Chaptern und 380 Mitgliedern in NRW. Begründet wurde dies mit einer schwerwiegenden Gefährdung der Allgemeinheit. Seit 2018 war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit konkurrierenden Gruppen gekommen.

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Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, warnte: "Die Gefahr neuer Konflikte ist mehr als real und wir wissen aus der Vergangenheit sehr gut, wie gefährlich solche Rockerfehden sind." Er forderte, einen möglichen neuen Rocker-Krieg mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu verhindern.

Trotz ihrer oft kriminellen Aktivitäten betreiben viele Rockerclubs auch legale Geschäfte wie Tattoo-Studios oder Sicherheitsdienste. Die Polizei setzt zur Bekämpfung der Rockerkriminalität häufig Spezialabteilungen ein.

Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die Dynamik in der Rockerszene trotz Verboten und behördlicher Maßnahmen weiterhin hoch ist. Die Behörden stehen vor der Herausforderung, mögliche neue Konflikte zu verhindern und gleichzeitig die Neuformierung verbotener Strukturen zu unterbinden.