Überraschende Ergebnisse: Mikroplastik an deutschen Küsten untersucht

Bürgerwissenschaftler sammelten Sandproben entlang der deutschen Küsten. Die Studie des Alfred-Wegener-Instituts zeigt eine unerwartet geringe Belastung mit größerem Mikroplastik.

25. September 2024, 08:00  •  0 ansichten

Überraschende Ergebnisse: Mikroplastik an deutschen Küsten untersucht

Eine bahnbrechende Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven hat erstmals die Verteilung von Mikroplastik entlang der gesamten deutschen Küste untersucht. Das 2024 vor zwei Jahren durchgeführte Projekt "Mikroplastikdetektive" nutzte die Unterstützung von Bürgerwissenschaftlern, um Sandproben von 71 Stränden zu sammeln.

Die Ergebnisse, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Frontiers in Environmental Science" veröffentlicht wurden, überraschten die Forschenden. Bruno Walther, Erstautor der Studie, erklärte: "Obwohl wir an 52 von 71 Stränden Plastik gefunden haben, war die Belastung durch großes Mikroplastik an der Nord- und Ostsee mengenmäßig geringer im Vergleich zu anderen Studien."

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Diese unerwartete Entdeckung könnte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein. Melanie Bergmann, Co-Autorin und AWI-Biologin, wies darauf hin, dass die Probenahmestellen zufällig ausgewählt wurden, im Gegensatz zu früheren Studien, die sich auf Anreicherungsorte konzentrierten. Zudem untersuchte die Studie nur größeres Mikroplastik zwischen einem und fünf Millimetern, um Verunreinigungen auszuschließen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Mikroplastik erstmals 1972 an Stränden entdeckt wurde und seitdem zu einem globalen Umweltproblem geworden ist. Jährlich gelangen schätzungsweise 8 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane, wobei etwa 80% des Meeresmülls von landbasierten Quellen stammt.

Die deutsche Nordseeküste, die sich über etwa 1.290 km erstreckt, und die Ostseeküste mit einer Länge von etwa 2.247 km, bieten ein umfangreiches Untersuchungsgebiet. Die Nordsee, mit einer Fläche von etwa 570.000 km², und die Ostsee, das größte Brackwassermeer der Welt mit 412.500 km², sind beide von der Plastikverschmutzung betroffen.

Das Projekt "Mikroplastikdetektive" demonstrierte den Wert von Bürgerwissenschaft in der Umweltforschung. Bruno Walther betonte: "Wir waren überrascht, wie viele Bürgerforschende mit vollem Enthusiasmus mehrere Stunden am Strand verbrachten, um die Proben gewissenhaft zu sammeln, sie zu verpacken und zu versenden."

Die Studie liefert wichtige Basisdaten für zukünftige Forschungen und politische Entscheidungen. In den letzten Jahren wurden bereits Maßnahmen ergriffen, wie das EU-weite Verbot von Einwegplastik im Jahr 2019 und die Einführung einer Gebühr für Plastiktüten in Deutschland 2016. Solche Initiativen könnten dazu beigetragen haben, dass in den vergangenen 25 Jahren weniger Plastiktüten auf dem Meeresboden in Nordwesteuropa gefunden wurden.

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung und Maßnahmen zur Reduzierung der Plastikverschmutzung. Mit der zunehmenden Bedeutung von Bürgerwissenschaft in der Umweltforschung und dem wachsenden Bewusstsein für die Problematik des Mikroplastiks besteht Hoffnung auf weitere Fortschritte in diesem Bereich.