Sebastian Kurz: Vom Kanzler zum Berater im Silicon Valley

Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz arbeitet nun für den umstrittenen Tech-Milliardär Peter Thiel. Seine neue Karriere wirft Fragen auf und sorgt für Kontroversen.

29. September 2024, 13:30  •  0 ansichten

Sebastian Kurz: Vom Kanzler zum Berater im Silicon Valley

Sebastian Kurz, einst der jüngste Bundeskanzler in der Geschichte Österreichs, hat eine bemerkenswerte Karrierewende vollzogen. Vor knapp drei Jahren trat er von allen politischen Ämtern zurück, nachdem Korruptionsvorwürfe gegen ihn laut wurden. Heute, im Alter von 38 Jahren, arbeitet Kurz im Silicon Valley für den umstrittenen Tech-Milliardär Peter Thiel.

Kurz' politischer Aufstieg war beeindruckend. Mit 27 Jahren wurde er Außenminister, mit 31 Bundeskanzler. Doch seine Karriere endete abrupt, als Vorwürfe der Korruption und Falschaussage aufkamen. Anfang dieses Jahres wurde er zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, ein Urteil, das er bis heute bestreitet.

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Nach seinem Rückzug aus der Politik fand Kurz schnell eine neue Beschäftigung. Ende 2021 begann er als Berater für Thiel Capital zu arbeiten, das Investmentunternehmen von Peter Thiel. Thiel, 1967 in Frankfurt am Main geboren, ist Mitbegründer von PayPal und bekannt für seine kontroversen politischen Ansichten.

Thiel hat in Büchern und Aufsätzen wiederholt seine Abneigung gegen Demokratie und offene Gesellschaften zum Ausdruck gebracht. Er unterstützte 2016 Donald Trumps Präsidentschaftskampagne, wandte sich aber vor der Wahl 2020 von ihm ab, da er Trumps Politik als zu moderat empfand.

Kurz' Zusammenarbeit mit Thiel hat Fragen aufgeworfen. In einem Interview bezeichnete Kurz Thiel als "einen der intellektuellsten Menschen, die ich kenne" und fügte hinzu: "Kommunist ist er keiner." Diese Aussage wurde von manchen als indirekte Zustimmung zu Thiels Ansichten interpretiert.

"Er ist einer der intellektuellsten Menschen, die ich kenne, mit einer unglaublichen Analysefähigkeit und jemand, der gerne polarisiert und sehr spitze Meinung einnimmt."

Sebastian Kurz über Peter Thiel:

Die Extremismusforscherin Natascha Strobl sieht Parallelen zwischen Thiel und Kurz. Sie argumentiert, dass beide eine autoritäre und antidemokratische Agenda verfolgen, auch wenn sie in unterschiedlichen Bereichen tätig sind.

Kurz geriet auch wegen seiner Zusammenarbeit mit dem israelischen Unternehmer Shalev Hulio in die Kritik. Gemeinsam gründeten sie 2022 die Beratungsfirma Dream Security. Hulio ist Mitbegründer der NSO Group, die die umstrittene Spionagesoftware Pegasus entwickelt hat. Diese Software wurde von autoritären Regimen missbraucht, um Journalisten und Menschenrechtsaktivisten auszuspionieren.

Während Kurz nicht mehr aktiv in der österreichischen Politik ist, könnte sich das politische Klima in Österreich bald wieder seinem früheren Kurs annähern. Die rechtspopulistische FPÖ führt derzeit die Umfragen an und könnte bei den nächsten Wahlen erneut in die Regierung einziehen, ähnlich wie in den Jahren 2017 bis 2019 unter Kurz' Kanzlerschaft.

Die Entwicklungen um Sebastian Kurz werfen ein Schlaglicht auf die komplexen Verflechtungen zwischen Politik, Technologie und Wirtschaft in der heutigen Zeit. Sie zeigen auch, wie ehemalige Politiker neue Wege in der Privatwirtschaft finden, oft mit kontroversen Partnern und in ethisch fragwürdigen Bereichen.