Putins nukleare Drohungen: Experten analysieren Kreml-Strategie

Russlands Präsident Putin verschärft die Atomwaffendoktrin. Experten sehen darin psychologische Kriegsführung, warnen aber vor Unterschätzung. Die Analyse der komplexen Lage im Ukraine-Konflikt.

26. September 2024, 09:03  •  29 ansichten

Putins nukleare Drohungen: Experten analysieren Kreml-Strategie

Wladimir Putin hat erneut die nukleare Karte ausgespielt. Der russische Präsident kündigte eine Neufassung der Atomwaffendoktrin an, die Angriffe von Nicht-Atommächten mit Unterstützung von Atommächten als direkten Angriff auf Russland wertet. Diese Verschärfung zielt auf die westliche Unterstützung für die Ukraine ab.

Experten sehen in Putins Drohungen vor allem psychologische Kriegsführung. Das Royal United Services Institute (RUSI) betrachtet die Anpassung der Doktrin als symbolischen Akt, der nicht zwangsläufig die Bereitschaft zum Einsatz von Atomwaffen signalisiert. Seit Beginn des Ukraine-Krieges vor etwa zweieinhalb Jahren nutzt der Kreml regelmäßig nukleare Rhetorik.

Image

Die Drohungen folgen einem Muster: Sie intensivieren sich, wenn Russland militärisch unter Druck gerät oder der Westen neue Hilfsmaßnahmen für die Ukraine diskutiert. Ziel ist es, westliche Regierungen und Bevölkerungen einzuschüchtern und pro-russische Stimmungen zu fördern.

David R. Shedd, ehemaliger Direktor der Defense Intelligence Agency, erklärt in "Foreign Policy":

"Putin weiß, dass er durch nichts besser die Knöpfe des Westens drücken kann als durch Nukleardrohungen"

Putins "Mind Games"

Der kanadische Psychologe Tony Volk vergleicht Putins Verhalten mit dem eines Schulhofrüpels - allerdings mit Zugang zu Atomwaffen. Er sieht nur zwei Möglichkeiten: Verhandlungen oder klare Grenzsetzung.

Trotz der aggressiven Rhetorik hat Putin bisher keine konkreten Maßnahmen gegen westliche Waffenlieferungen ergriffen. Selbst als ukrainische Truppen in die russische Region Kursk einmarschierten, blieb eine direkte Reaktion aus.

Alina Poljakowa vom Center for European Policy Analysis betont, dass bisher keine der westlichen Herausforderungen zu einer eskalierenden Reaktion Russlands geführt hat. Das Center for Strategic and International Studies (CSIS) analysierte russische Nukleardrohungen und stellte fest, dass diese oft mit militärischem Druck und innenpolitischen Herausforderungen für Putin korrelieren.

Experten raten zu einer klaren Reaktion des Westens auf russische Drohungen, ohne die eigene Souveränität aufzugeben. Sie betonen auch Putins Sorge um das internationale Image Russlands, insbesondere gegenüber nicht-westlichen Medien.

Obwohl weitere nukleare Drohungen wahrscheinlich sind, sehen Experten keinen Grund für eine unmittelbare nukleare Eskalation. Eine Änderung dieser Einschätzung wäre nur bei einer drohenden militärischen Niederlage Russlands in der Ukraine zu erwarten, was derzeit als unwahrscheinlich gilt.