Kölner Infrastrukturprojekt erneut verschoben: Bürger planen Protest

Die Entscheidung über die Ost-West-Achse in Köln wird erneut vertagt. Bürger kritisieren den Prozess und kündigen eine Demonstration vor dem Rathaus an.

25. September 2024, 11:36  •  0 ansichten

Kölner Infrastrukturprojekt erneut verschoben: Bürger planen Protest

In Köln, der viertgrößten Stadt Deutschlands, sorgt die erneute Verschiebung einer wichtigen Infrastrukturentscheidung für Unmut. Das Projekt der Ost-West-Achse, eines der bedeutendsten Verkehrsvorhaben der kommenden Jahrzehnte, wird am 1. Oktober 2024 nicht wie geplant im Stadtrat diskutiert. Diese Verzögerung hat nun Bürgerproteste ausgelöst.

Das "Bündnis Verkehrswende" hat eine Demonstration vor dem Rathaus angekündigt. Barbara Kleine, Sprecherin des Bündnisses, kritisiert: "Die Jahrhundert-Entscheidung zur Ost-West-Achse wird kaum in den dafür zuständigen parlamentarischen Gremien diskutiert, sondern überwiegend in Hinterzimmern verhandelt." Um die Öffentlichkeit zu informieren, plant das Bündnis eine Kundgebung am 1. Oktober ab 14 Uhr.

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Das Projekt der Ost-West-Achse zielt darauf ab, die Linie 1 der Kölner Stadtbahn zwischen Weiden-West und Bensberg mit 90-Meter-Bahnen auszustatten. Dies erfordert eine Verlängerung der Bahnsteige entlang der Strecke. Für den innerstädtischen Bereich zwischen Universitätsstraße und Heumarkt stehen zwei Varianten zur Diskussion: eine unterirdische Verlegung oder eine oberirdische Verlängerung der bestehenden Haltestellen.

Die Entscheidung über dieses Projekt ist von großer Bedeutung für die Zukunft Kölns. Die Stadt, die 50 v. Chr. als römische Kolonie gegründet wurde, steht vor der Herausforderung, ihr Verkehrssystem zu modernisieren und gleichzeitig ihre historische Struktur zu bewahren. Das Straßenbahnnetz, das seit 1901 elektrisch betrieben wird, umfasst heute etwa 200 Kilometer und spielt eine zentrale Rolle im öffentlichen Nahverkehr.

Die Diskussion um die Ost-West-Achse läuft bereits seit über einem Jahrzehnt und spiegelt die komplexen Anforderungen an moderne Stadtplanung wider. Köln hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden, wobei der öffentliche Nahverkehr eine Schlüsselrolle spielt. Gleichzeitig plant die Stadt, den Autoverkehr in der Innenstadt bis 2030 um 50% zu reduzieren und investiert verstärkt in den Ausbau von Radwegen.

Die erneute Verschiebung der Entscheidung wirft Fragen zur Effizienz des politischen Prozesses auf. Die Fraktion der Linken will in der kommenden Ratssitzung per Antrag auf eine Entscheidung vor den Kommunalwahlen 2025 drängen. Dies unterstreicht die Dringlichkeit des Themas und die Notwendigkeit einer zeitnahen Lösung.

"Die Jahrhundert-Entscheidung zur Ost-West-Achse wird kaum in den dafür zuständigen parlamentarischen Gremien diskutiert, sondern überwiegend in Hinterzimmern verhandelt"

Pressemitteilung des Bündnisses Verkehrswende vom 25. September 2024

Die Debatte um die Ost-West-Achse zeigt exemplarisch die Herausforderungen, denen sich Großstädte bei der Modernisierung ihrer Infrastruktur gegenübersehen. Köln, mit seiner langen Tradition der Bürgerbeteiligung bei Stadtentwicklungsprojekten, steht vor der Aufgabe, die Bedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung mit den Anforderungen des Klimaschutzes und der Erhaltung des historischen Stadtbildes in Einklang zu bringen.