Ex-VW-Chef Winterkorn: Prozess erneut verschoben

Der Strafprozess gegen Martin Winterkorn wird aufgrund eines häuslichen Unfalls vertagt. Der ehemalige VW-Chef befindet sich im Krankenhaus, Details bleiben unklar.

23. September 2024, 16:18  •  33 ansichten

Ex-VW-Chef Winterkorn: Prozess erneut verschoben

Der Strafprozess gegen den ehemaligen Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn erfährt eine erneute Verzögerung. Das Landgericht Braunschweig teilte mit, dass sich der 77-jährige Ex-Manager nach einem häuslichen Unfall in stationärer Behandlung befindet. Infolgedessen wurden die für diese Woche angesetzten Verhandlungstermine abgesagt.

Winterkorn, der von 2007 bis 2015 an der Spitze des Volkswagen-Konzerns stand, muss sich wegen schwerwiegender Vorwürfe vor Gericht verantworten. Ihm werden gewerbsmäßiger Betrug, Marktmanipulation und uneidliche Falschaussage zur Last gelegt. Der Prozess, der im September 2024 begann, kommt neun Jahre nach dem Bekanntwerden des Abgasskandals zur Verhandlung.

Die Anklage wirft Winterkorn vor, VW-Kunden über die tatsächliche Beschaffenheit der Fahrzeuge getäuscht zu haben. Zudem soll er im September 2015 den Kapitalmarkt nicht rechtzeitig über drohende finanzielle Risiken informiert haben. Der Abgasskandal erschütterte die Automobilbranche und kostete Volkswagen bisher über 30 Milliarden Euro.

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Winterkorns Verteidiger Felix Dörr betont die Unschuld seines Mandanten: "Unser Mandant weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe entschieden zurück." Die Verteidigung argumentiert, dass Winterkorn weder Betrug noch Schädigung begangen und den Kapitalmarkt nicht absichtlich im Unklaren gelassen habe.

Interessanterweise war Winterkorn nicht nur bei Volkswagen, sondern auch als Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi tätig. Seine Karriere begann 1981 bei Robert Bosch GmbH, bevor er 1993 zu Volkswagen wechselte. Unter seiner Führung stieg VW zum größten Automobilhersteller der Welt auf.

Der Abgasskandal, der weltweit etwa 11 Millionen Fahrzeuge betraf, wurde von der US-Umweltbehörde EPA aufgedeckt. In den USA musste VW Strafen von über 4,3 Milliarden Dollar zahlen. Der Aktienkurs des Unternehmens fiel nach Bekanntwerden des Skandals um 40%.

Winterkorn, der an der RWTH Aachen Metallkunde und Metallphysik studierte und 1977 promovierte, erhielt 2015 eine Abfindung von rund 17 Millionen Euro. Zuvor hatte er 2012 ein Jahresgehalt von 17,5 Millionen Euro bezogen. Er ist Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und war auch im Aufsichtsrat des FC Bayern München aktiv.

Das Gericht wird zu einem späteren Zeitpunkt über die Auswirkungen der aktuellen Situation auf den Prozessverlauf entscheiden. Ursprünglich waren fast 90 Verhandlungstermine bis September 2025 angesetzt. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Gesundheitszustand des Ex-Managers auf den weiteren Verlauf des Verfahrens auswirken wird.