Bayerns Brücken in Gefahr: Experten warnen vor maroder Infrastruktur

Nach einem Brückeneinsturz in Dresden wächst die Sorge um Deutschlands Brücken. In Bayern befinden sich zwölf der hundert schlechtesten Brücken des Landes, warnen Experten.

30. September 2024, 12:42  •  0 ansichten

Bayerns Brücken in Gefahr: Experten warnen vor maroder Infrastruktur

Nach dem unerwarteten Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden wächst die Besorgnis um den Zustand der Brückeninfrastruktur in ganz Deutschland. Eine aktuelle Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. zeigt, dass insbesondere Bayern vor großen Herausforderungen steht.

Die Untersuchung ergab, dass sich zwölf der hundert am stärksten beschädigten Brücken Deutschlands in Bayern befinden. Diese Brücken, die sich in Orten wie Eltmann, Staffelbach, Kist, Ansbach, Regensburg, Pocking, Ferthofen und Kirchstockach befinden, wurden mit Noten zwischen 3,3 und 3,5 bewertet. Interessanterweise ist die Situation in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen noch kritischer.

Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft, fordert dringend Maßnahmen von der Politik und der Autobahngesellschaft des Bundes. Er betont:

"Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden."

Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft

Die Experten untersuchten bundesweit 3.786 Autobahnbrücken mit einer Mindestlänge von 50 Metern. Ihre Bewertung basiert auf Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen berücksichtigen, sowie auf dem Traglastindex, der die Leistungsfähigkeit der Brücke in Bezug auf Alter und Material misst.

Es ist erwähnenswert, dass in Deutschland insgesamt über 39.000 Brücken im Bundesfernstraßennetz existieren, von denen etwa 11% in einem nicht ausreichenden oder ungenügenden Zustand sind. Die Kosten für die Sanierung maroder Brücken werden auf über 45 Milliarden Euro geschätzt.

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In Bayern allein gibt es rund 900 Brücken im Zuge von Bundesautobahnen und über 38.000 Brücken im gesamten Straßennetz, einschließlich kommunaler Straßen. Die Belastung dieser Brücken durch den Schwerlastverkehr hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht, was die Dringlichkeit der Situation unterstreicht.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen führt alle sechs Jahre eine Hauptprüfung aller Brücken durch. Trotz jährlicher Ausgaben von etwa 300 Millionen Euro für die Instandhaltung von Brücken in Deutschland scheint dies nicht ausreichend zu sein, um den Verfall aufzuhalten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die durchschnittliche Lebensdauer einer Betonbrücke 80 bis 100 Jahre beträgt. Viele der problematischen Brücken nähern sich diesem Alter oder haben es bereits überschritten. Der Bau neuer Brücken ist zeitaufwendig und kostspielig - eine große Autobahnbrücke kann bis zu 5 Jahre Bauzeit und 50 Millionen Euro Kosten verursachen.

Die Situation in Bayern spiegelt ein landesweites Problem wider. Um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten und wirtschaftliche Schäden durch Sperrungen zu vermeiden, sind dringende und umfassende Maßnahmen erforderlich. Die Politik steht vor der Herausforderung, die notwendigen Ressourcen bereitzustellen und einen effektiven Plan zur Sanierung und Erneuerung der Brückeninfrastruktur zu entwickeln.