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Rocker-Szene im Umbruch: Bandidos wechseln zu Hells Angels

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Über 20 Bandidos-Ortsgruppen schließen sich den Hells Angels an, besonders im Ruhrgebiet. Behörden warnen vor möglichen Konflikten und Vergeltungsschlägen in der Rocker-Szene.

In der deutschen Rocker-Szene zeichnet sich eine bedeutende Veränderung ab. Laut einem Bericht der "Neuen Westfälischen" haben sich mehr als 20 ehemalige Ortsgruppen (Chapter) der Bandidos den rivalisierenden Hells Angels angeschlossen. Dieser Wechsel betrifft vor allem das Ruhrgebiet, wo zahlreiche ehemalige Bandidos-Chapter nun unter der Flagge der Hells Angels operieren.

Die Hells Angels, 1948 in Kalifornien gegründet, und die Bandidos, 1966 in Texas entstanden, sind weltweit bekannte Motorradclubs mit einer langen Geschichte. Beide Gruppen verwenden das 1%-Symbol, das sie als "Outlaws" kennzeichnet, und haben strenge Hierarchien sowie Aufnahmerituale.

Besonders brisant ist die Information, dass auch einer der bundesweit einflussreichen Bandidos-Anführer zu den Hells Angels übergelaufen sein soll. Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) hält sich mit Kommentaren zu dieser Entwicklung zurück und konnte die Meldung weder bestätigen noch dementieren.

Erst kürzlich hatte das LKA vor solch einer Entwicklung gewarnt und auf das erhebliche Konfliktpotenzial hingewiesen. Es bestehen Befürchtungen, dass dieser Wechsel zu Vergeltungsschlägen führen könnte. Gleichzeitig gibt es Berichte über eine Neuformierung der Bandidos im Untergrund, mit der möglichen Bildung neuer Chapter in zweistelliger Zahl.

"In Nordrhein-Westfalen baut sich gerade wieder etwas auf. Ich sehe eine Wiederbelebung des ganzen Milieus."

Ein ehemaliger Hells Angel im Interview mit t-online

Diese Entwicklungen sind besonders besorgniserregend im Kontext des 2021 erfolgten Verbots der "Bandidos Motorcycle Club Federation West Central" durch das Bundesinnenministerium. Das Verbot, das 2023 vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt wurde, basierte auf der Einschätzung, dass von dem Verein eine schwerwiegende Gefährdung der Allgemeinheit ausging.

Die Hells Angels, die seit den 1970er Jahren in Deutschland präsent sind, und die Bandidos, die in den 1990er Jahren nach Deutschland kamen, werden beide vom Verfassungsschutz beobachtet. Beide Gruppen haben weltweit über 300 bzw. 400 Chapter und werden oft mit organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht, obwohl viele Mitglieder dies bestreiten und die Brüderlichkeit betonen.

Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, fordert ein entschiedenes Vorgehen: "Die schwarz-grüne Landesregierung darf nicht wegsehen." Er betont die Notwendigkeit, einen neuen Rocker-Krieg mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu verhindern.

Die Situation bleibt angespannt, und die Behörden beobachten die Entwicklungen in der Rocker-Szene genau. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Veränderungen auf die Dynamik zwischen den rivalisierenden Gruppen auswirken werden.

Stefan Holzman

Politik