Vor dem Aachener Landgericht hat ein Prozess begonnen, der die Gewalt in und um Nachtclubs in den Fokus rückt. Aymen B., 29 Jahre alt, muss sich wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Der Vorfall, der sich vor etwa 14 Monaten vor dem Club Apollo in Aachen ereignete, wirft ein Schlaglicht auf die Gefahren, denen Sicherheitspersonal ausgesetzt ist.
Laut den vor Gericht gezeigten Videoaufnahmen warf der Angeklagte eine Flasche auf einen Türsteher, nachdem dieser ihn des Clubs verwiesen hatte. Die resultierende Verletzung durch eine Glasscherbe am Hals des Sicherheitsmitarbeiters hätte lebensbedrohlich sein können, wäre die Halsschlagader getroffen worden. Diese versorgt das Gehirn mit sauerstoffreichem Blut, und eine Verletzung kann innerhalb weniger Minuten zum Tod führen.
Der Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Statistik ein: Jährlich werden in Deutschland etwa 200.000 Fälle von Körperverletzung angezeigt, wobei etwa 10% aller Gewalttaten in oder vor Gaststätten und Diskotheken stattfinden. Dies unterstreicht die Bedeutung gut ausgebildeter Sicherheitskräfte, von denen es in Deutschland etwa 250.000 gibt.
Aymen B. muss sich zusätzlich wegen sexueller Belästigung verantworten. Interessanterweise konnten sich weder der Angeklagte noch die angeblich Betroffene an Details des Vorfalls erinnern. Dies könnte mit dem Alkoholkonsum zusammenhängen, der bei etwa 30% aller Gewaltdelikte in Deutschland eine Rolle spielt. Der Anwalt des Angeklagten führte den hohen Alkoholkonsum als mildernden Umstand an, obwohl die Videoaufnahmen keine offensichtliche Beeinträchtigung zeigten.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Dunkelziffer bei sexueller Belästigung auf das 5- bis 10-fache der angezeigten Fälle geschätzt wird. In Deutschland werden jährlich etwa 14.000 Fälle angezeigt, was die tatsächliche Dimension des Problems nur erahnen lässt.
Der Prozess, der am Aachener Landgericht stattfindet - einem von etwa 115 Landgerichten in Deutschland - wird am 30. September fortgesetzt. Das 1879 gegründete Gericht wird nun über einen Fall entscheiden, der die Schnittstelle zwischen Nachtleben, Alkoholkonsum und Gewalt beleuchtet.
"Ich habe den Wurf aus den Augenwinkeln bemerkt und mich zur Seite gedreht, doch eine Glasscherbe hat mich am Hals getroffen."
Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit verstärkter Sicherheitsmaßnahmen und Präventionsstrategien in der Nachtgastronomie. Er wirft auch Fragen zur Alkoholpolitik und zum Umgang mit Gewalt in der Gesellschaft auf. Das Urteil wird mit Spannung erwartet und könnte richtungsweisend für ähnliche Fälle sein.