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Medikamentenknappheit in Deutschland: 500 Arzneimittel betroffen

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In Deutschland herrscht bei etwa 500 Medikamenten Lieferengpässe. Ein Gesetz zur Bekämpfung zeigt kaum Wirkung. Experten warnen vor einer Verschärfung der Situation im Winter 2024/2025.

In Deutschland, dem viertgrößten Pharmamarkt weltweit, herrscht aktuell bei rund 500 Medikamenten ein Lieferengpass. Diese Situation wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich die deutsche Pharmaindustrie gegenübersieht, die über 130.000 Menschen beschäftigt und jährlich einen Umsatz von etwa 50 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Josip Mestrovic, ein Pharmaunternehmer, kritisiert die Wirksamkeit eines kürzlich erlassenen Gesetzes zur Bekämpfung der Lieferkrise. Er bemängelt, dass das Gesetz nur einen Bruchteil der betroffenen Arzneimittel abdecke und bei entscheidenden Fragen keine Regelungen enthalte. Mestrovic vergleicht die Abhängigkeit im Gesundheitssektor mit der früheren Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas.

Eine Analyse aus dem Jahr 2024 zeigt die starke Abhängigkeit Deutschlands von ausländischen Arzneimittelherstellern: 41% der Fertigarzneimittel kommen aus Indien, 13% aus China und 33% aus verschiedenen europäischen Ländern. Lediglich 2% stammen aus heimischer Produktion. Diese Zahlen sind besonders besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass Deutschland jährlich Pharmaprodukte im Wert von über 80 Milliarden Euro exportiert.

Deutsche Apothekenverbände beschreiben die Situation als "dauerhafte Krise" und bereiten sich auf weitere Engpässe vor. Dies ist besonders alarmierend angesichts der Tatsache, dass es in Deutschland über 19.000 Apotheken gibt und die Zahl der zugelassenen Arzneimittel über 100.000 beträgt.

Mestrovic appelliert an die Politik, die Rahmenbedingungen zu ändern, um die Produktion in Deutschland attraktiver zu machen. Dies könnte auch die Innovationskraft der deutschen Pharmaindustrie stärken, die bereits jetzt etwa 17% aller F&E-Ausgaben in Deutschland ausmacht.

Die aktuelle Situation unterstreicht die Notwendigkeit, die Arzneimittelversorgung in Deutschland zu überdenken. Mit Blick auf den Winter 2024/2025 warnen Experten vor einer möglichen Verschärfung der Lage. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik rechtzeitig effektive Maßnahmen ergreifen wird, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die heimische Produktion zu stärken.

"Wir sind hier genauso abhängig, wie wir es von russischem Gas waren"

Josip Mestrovic, Pharmaunternehmer

Diese Aussage verdeutlicht die Dringlichkeit der Situation und die Notwendigkeit, die Abhängigkeit von ausländischen Produzenten zu reduzieren. Die deutsche Pharmaindustrie, die als einer der innovativsten Wirtschaftszweige gilt und jährlich über 7 Milliarden Euro in Forschung investiert, könnte eine Schlüsselrolle bei der Lösung dieser Herausforderungen spielen.