Lufthansa-Chef kritisiert Münchner Flughafen scharf

Carsten Spohr bezeichnet München als schlechtesten Flughafen Europas. Lufthansa zieht Konsequenzen und verlagert Flugzeuge. Personalmangel und Verspätungen sind Hauptprobleme.

4. Oktober 2024, 10:44  •  0 ansichten

Lufthansa-Chef kritisiert Münchner Flughafen scharf

Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, hat den Flughafen München scharf kritisiert und ihn als den schlechtesten in Europa bezeichnet. Diese Aussage erfolgt trotz der Tatsache, dass der Münchner Flughafen in der Vergangenheit mehrfach als "Europas bester Flughafen" ausgezeichnet wurde und der erste Flughafen Europas mit 5-Sterne-Status von Skytrax war.

Laut einem Bericht des "Spiegel" soll Spohr die anhaltenden Probleme mit Verspätungen und Personalmangel am zweitgrößten Flughafen Deutschlands bemängelt haben. Diese Kritik steht im starken Kontrast zu der Tatsache, dass am Flughafen München über 38.000 Beschäftigte in etwa 550 Unternehmen arbeiten.

Als Reaktion auf die anhaltenden Schwierigkeiten hat die Lufthansa bereits Konsequenzen gezogen. Nachdem die Fluggesellschaft im vergangenen Jahr noch Flugzeuge von Frankfurt nach München verlagert hatte, macht sie diesen Schritt nun teilweise rückgängig. Dies ist besonders bemerkenswert, da Lufthansa in München ihr zweitgrößtes Drehkreuz nach Frankfurt betreibt.

Ein Pilot der Lufthansa Cityline berichtete auf einer Mitarbeiterversammlung von den schwierigen Bedingungen am Münchner Flughafen. Er äußerte, dass es als Erfolg gelte, wenn bei der Landung sowohl eine Treppe als auch Bodenstrom zeitgleich am Flugzeug ankämen. Diese Aussage steht im Widerspruch zu den fortschrittlichen Einrichtungen des Flughafens, wie dem eigenen Kraftwerk zur Energieversorgung und dem Feuerwehr-Ausbildungszentrum.

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Die Kritik an München kommt zu einer Zeit, in der der Flughafen kürzlich negative Schlagzeilen machte. Am Donnerstag vor der Veröffentlichung dieses Artikels herrschte großes Chaos, mit Berichten über Schlangen von bis zu zwei Kilometern Länge. Diese Situation steht im krassen Gegensatz zu den innovativen Dienstleistungen, die der Flughafen normalerweise bietet, wie dem 24-Stunden-Kinderbetreuungsservice und dem Indoor-Surfspot "Surf & Style".

Spohr soll die Probleme in München sogar nutzen, um den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder zu provozieren, indem er behauptet, München sei noch schlechter als Frankfurt. Dabei wird der Frankfurter Flughafen oft als "Moloch am Main" bezeichnet, da auch dort vieles nicht funktioniere.

Trotz der aktuellen Kritik bleibt der Münchner Flughafen eine beeindruckende Anlage mit vielen einzigartigen Merkmalen. Dazu gehören das weltweit größte überdachte Freiluftforum "MAC Forum", eine eigene Brauerei namens "Airbräu" und sogar ein 18-Loch-Golfplatz. Zudem war München Vorreiter bei der Einführung biometrischer Grenzkontrollsysteme in Deutschland.

Die Lufthansa erwartet in Bayern keine kurzfristige Verbesserung der Situation. Insbesondere die Dienstleister am Flughafen hätten Schwierigkeiten, ausreichend Personal zu finden. Dies ist eine Herausforderung, die im Kontrast zu den ambitionierten Plänen des Flughafens steht, wie dem umstrittenen Projekt einer dritten Start- und Landebahn.

"Ich habe Freudentränen in den Augen, wenn ich in München lande und sowohl eine Treppe als auch Bodenstrom zeitgleich am Flugzeug ankommen."

Ein Pilot der Lufthansa Cityline berichtete:

Die aktuelle Situation am Münchner Flughafen zeigt deutlich die Diskrepanz zwischen den hochmodernen Einrichtungen und den betrieblichen Herausforderungen. Während der Flughafen über ein eigenes Besucherzentrum, einen Besucherpark mit historischen Flugzeugen und sogar ein eigenes Ärztezentrum verfügt, scheinen grundlegende operative Aspekte problematisch zu sein.