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Interpol warnt: Globale Kriminalität bedroht Stabilität Europas

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Interpol-Chef Stock alarmiert über wachsende Macht internationaler Verbrecherbanden. Drogenhandel und organisierte Kriminalität gefährden selbst Industrieländer. Verstärkte Zusammenarbeit gefordert.

Jürgen Stock, Generalsekretär von Interpol, hat eine ernste Warnung ausgesprochen: Die Welt steht vor der Gefahr, den Kampf gegen die transnationale organisierte Kriminalität zu verlieren. Diese Bedrohung könnte sogar die Stabilität von Industrieländern in Europa gefährden.

Interpol, die 1923 gegründete internationale Polizeiorganisation mit Hauptsitz in Lyon, Frankreich, koordiniert die Zusammenarbeit zwischen 195 Mitgliedsländern. Obwohl Interpol keine eigenen Ermittler hat, spielt es eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität.

Stock, der sein Amt im November 2024 nach einem Jahrzehnt niederlegen wird, betont die zunehmende Globalisierung der Kriminalität. Früher regional agierende Gruppen operieren nun weltweit wie globale Unternehmen. Sie verfügen über immense Ressourcen für illegale Aktivitäten wie Menschen- und Waffenhandel, die jährlich Millionen von Opfern fordern und Milliardenschäden verursachen.

Der Drogenhandel, der etwa 30% des globalen organisierten Verbrechens ausmacht, bleibt ein Hauptproblem. Trotz Rekordbeschlagnahmungen in europäischen Häfen wie Rotterdam, Antwerpen und Hamburg - den drei größten Containerhäfen Europas - bleiben Preis und Angebot von Kokain stabil. Dies deutet darauf hin, dass Fahnder nur einen Bruchteil der Einfuhren abfangen.

"Die Welt läuft Gefahr, den Kampf gegen die transnationale organisierte Kriminalität zu verlieren"

Jürgen Stock warnt:

Besonders besorgniserregend ist die Verbreitung von Fentanyl, einem synthetischen Opioid, das 50-mal stärker als Heroin wirkt. In den USA führte es 2021 zu über 70.000 Todesfällen durch Überdosierung. Dieses Problem breitet sich nun auch in Europa aus.

Die Schmuggelrouten, die oft über Westafrika und die Mittelmeerregion führen, sind von Gewalt geprägt. Korruption in europäischen Häfen erleichtert den Drogenschmuggel zusätzlich. Entlang der gesamten Lieferkette, bis hin zum Straßenverkauf, kämpfen lokale Banden um die Kontrolle, was zu zunehmender Gewalt in Ländern wie Schweden, Belgien und den Niederlanden führt.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, fordert Stock eine verstärkte internationale Zusammenarbeit. Dies könnte durch Organisationen wie Europol, das 1999 gegründete europäische Pendant zu Interpol, unterstützt werden. Auch die Bekämpfung der Cyberkriminalität und des illegalen Online-Handels auf Darknet-Märkten muss intensiviert werden.

Die UN-Konvention gegen grenzüberschreitende organisierte Kriminalität von 2000 bietet einen Rahmen für diese Zusammenarbeit. Angesichts der Tatsache, dass Geldwäsche schätzungsweise 2-5% des globalen BIP ausmacht, sind koordinierte Maßnahmen dringend erforderlich, um die Finanzströme krimineller Organisationen zu unterbinden.

Die Bedrohung durch transnationale Kriminalität erfordert ein globales Vorgehen. Nur durch verstärkte internationale Kooperation und gezielte Maßnahmen gegen die größten kriminellen Gruppen kann diese wachsende Gefahr für die globale Sicherheit und Stabilität eingedämmt werden.