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25 Jahre alter Mordfall: Prozess ohne Leiche in Berlin eröffnet

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In Berlin beginnt ein außergewöhnlicher Mordprozess um einen 25 Jahre alten Fall. Der Angeklagte soll die Tat mehrfach gestanden haben, doch eine Leiche wurde nie gefunden.

In Berlin hat ein bemerkenswerter Mordprozess begonnen, der die Grenzen der Rechtsprechung aufzeigt. Andreas E., 51, steht vor Gericht wegen des mutmaßlichen Mordes an Ali Razzouk, der seit dem 14. Juli 1999 vermisst wird. Der Fall ist besonders komplex, da weder eine Leiche noch Spuren eines Verbrechens gefunden wurden.

Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage auf Zeugenaussagen, die von angeblichen Geständnissen des Angeklagten berichten. Laut einer Polizistin, die als Zeugin aussagte, gibt es vier Personen, denen Andreas E. die Tat gestanden haben soll. Interessanterweise variieren die Details dieser Geständnisse erheblich.

Es ist wichtig zu beachten, dass Zeugenaussagen als eine der unzuverlässigsten Beweisformen in der Kriminologie gelten. Zudem kommen falsche Geständnisse in etwa 12% der Fälle vor, die später durch DNA-Beweise widerlegt werden.

Der Angeklagte selbst bestreitet den Mordvorwurf, gibt aber zu, sich zu dem Fall geäußert zu haben. Seine Verteidigung kritisiert die Rechtmäßigkeit des Verfahrens und argumentiert, dass aufgrund der widersprüchlichen Aussagen keine der geschilderten Versionen zweifelsfrei als wahr gelten kann.

Dieser Fall ist ein klassisches Beispiel für einen "Cold Case". In Deutschland gibt es spezielle Cold-Case-Einheiten bei der Polizei, die sich mit solchen lange ungeklärten Fällen befassen. Die Aufklärungsquote bei Morden liegt in Deutschland bei über 90%, was die Seltenheit eines solchen Falles unterstreicht.

Es ist bemerkenswert, dass der Prozess erst jetzt, 25 Jahre nach dem Verschwinden von Razzouk, stattfindet. In Deutschland verjährt Mord nicht, was solche späten Verfahren ermöglicht. Die durchschnittliche Dauer eines Mordprozesses in Deutschland beträgt etwa 12 Monate, und ein Urteil wird in diesem Fall erst für 2025 erwartet.

Der Prozess wirft wichtige Fragen zur Beweisführung und zur Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen auf. In Deutschland liegt die Beweislast bei der Staatsanwaltschaft, und es gilt die Unschuldsvermutung bis zum rechtskräftigen Urteil. Etwa 3% aller Strafverfahren in Deutschland enden mit einem Freispruch, und rund 5% aller Mordurteile werden in Revisionsverfahren aufgehoben.

"Mindestens einer der geschilderten Tatabläufe muss falsch sein."

Verteidiger von Andreas E.

Der Fall zeigt die Komplexität der Strafverfolgung bei Cold Cases und unterstreicht die Bedeutung sorgfältiger Ermittlungen und rechtlicher Prüfungen. Die Fortsetzung des Prozesses am 11. Oktober 2024 wird mit Spannung erwartet.

Kerstin Dresner