Ukraine verliert Wuhledar: Rüstungsindustrie im Fokus

Russische Truppen rücken in Wuhledar ein. Ukraine verstärkt Zusammenarbeit mit ausländischen Rüstungsfirmen und steigert eigene Produktion. Vermutete Kriegsverbrechen und Festnahmen in Russland.

2. Oktober 2024, 09:44  •  0 ansichten

Ukraine verliert Wuhledar: Rüstungsindustrie im Fokus

Die Stadt Wuhledar im Osten der Ukraine ist nach inoffiziellen Berichten in die Hände russischer Truppen gefallen. Die einst 15.000 Einwohner zählende Bergarbeiterstadt im Gebiet Donezk war seit über zwei Jahren ein wichtiger Verteidigungsposten der ukrainischen Streitkräfte. Russische Militärblogs veröffentlichten Bilder von russischen Flaggen auf Gebäuden der stark zerstörten Stadt.

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Wuhledar, was auf Ukrainisch "Geschenk der Kohle" bedeutet, wurde 1964 gegründet und war ein bedeutendes Kohlebergbauzentrum. Die Stadt liegt strategisch günstig auf einer Hochebene, was ihre Verteidigung erleichterte. Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 war Wuhledar Schauplatz heftiger Kämpfe.

Angesichts der sich verschlechternden Lage an der Front betont der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung der Zusammenarbeit mit ausländischen Rüstungsfirmen. In Kiew findet derzeit ein Forum der Verteidigungsindustrie statt, an dem Vertreter aus über 30 Ländern und fast 300 Unternehmen teilnehmen.

Die ukrainische Rüstungsindustrie verzeichnet ein beachtliches Wachstum. Laut Ministerpräsident Denys Schmyhal wird die Ukraine bis Ende 2024 1,5 Millionen Drohnen produziert haben. Die Rüstungsproduktion des Landes hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Selenskyj gab bekannt, dass die Ukraine im ersten Halbjahr 2024 25 Mal mehr Munition produzierte als 2022.

Die ukrainische Rüstungsindustrie, die ihre Wurzeln in der sowjetischen Ära hat, umfasst eine breite Palette von Produkten, darunter Panzer, Militärfahrzeuge, Transportflugzeuge und Raketensysteme. In den letzten Jahren hat das Land verstärkt in die Modernisierung und Digitalisierung seiner Rüstungsindustrie investiert und arbeitet an fortschrittlichen Technologien wie Hyperschallwaffen und KI-gestützten Systemen.

Inmitten der Kämpfe gibt es Berichte über mögliche Kriegsverbrechen. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft untersucht ein Video, das die mutmaßliche Ermordung von 16 ukrainischen Kriegsgefangenen durch russische Truppen zeigt.

"Sollte sich der Fall bewahrheiten, wäre es der schlimmste Fall der Tötung ukrainischer Kriegsgefangener an der Front."

Generalstaatsanwalt Andriy Kostin

Unterdessen meldet der russische Inlandsgeheimdienst FSB die Festnahme von 39 Personen, darunter Minderjährige, die angeblich im Auftrag der Ukraine Gewalttaten in Russland geplant haben sollen. Diese Meldung reiht sich ein in eine Serie von Warnungen russischer Behörden vor angeblichen Anwerbungen durch die Ukraine.

Der Konflikt, der sich nun im 951. Tag befindet, zeigt keine Anzeichen einer baldigen Lösung. Während die Ukraine ihre Rüstungsindustrie ausbaut und internationale Partnerschaften stärkt, setzt Russland seinen Vormarsch im Osten des Landes fort.