Ex-VW-Chef Winterkorn: Prozess im Dieselskandal vorerst ausgesetzt

Der Strafprozess gegen Martin Winterkorn im VW-Dieselskandal wurde aus gesundheitlichen Gründen verschoben. Eine Neuansetzung für Anfang 2025 wird geprüft.

1. Oktober 2024, 12:23  •  0 ansichten

Ex-VW-Chef Winterkorn: Prozess im Dieselskandal vorerst ausgesetzt

Der Strafprozess gegen den ehemaligen Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn im Zusammenhang mit dem Dieselskandal wurde vorläufig ausgesetzt. Das Landgericht Braunschweig gab bekannt, dass Winterkorn aufgrund gesundheitlicher Probleme in den kommenden Monaten nicht an Gerichtsverhandlungen teilnehmen kann.

Der Prozess, der Anfang September 2024 begann, wurde nach einem häuslichen Unfall des 77-Jährigen unterbrochen. Laut Medienberichten soll Winterkorn in der Dusche gestürzt sein und sich dabei den rechten Oberschenkel gebrochen haben. Ein medizinisches Gutachten bestätigte seine Verhandlungsunfähigkeit.

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Das Gericht prüft nun eine Neuansetzung der Hauptverhandlung für das erste Quartal 2025. Dies ist nicht die erste Verzögerung des Prozesses, der ursprünglich bereits im Februar 2021 beginnen sollte, aber aufgrund von Winterkorns Gesundheitszustand verschoben wurde.

Der Dieselskandal, der 2015 aufgedeckt wurde, erschütterte die Automobilindustrie weltweit. Etwa 11 Millionen Fahrzeuge waren von der Abgasmanipulation betroffen, was zu massiven Strafen und Entschädigungen führte. Allein in den USA musste Volkswagen über 20 Milliarden Dollar zahlen.

Winterkorn, der von 2007 bis 2015 an der Spitze von VW stand, werden gewerbs- und bandenmäßiger Betrug, uneidliche Falschaussage sowie Marktmanipulation vorgeworfen. Er bestreitet, vor dem öffentlichen Bekanntwerden vom Einsatz der Betrugssoftware gewusst zu haben.

Der Skandal hatte weitreichende Folgen für die Automobilindustrie. Er beschleunigte den Trend weg vom Dieselmotor und führte zu verschärften Abgastests in der EU und den USA. Volkswagen investierte in der Folge massiv in Elektromobilität und richtete einen Entschädigungsfonds für betroffene Kunden ein.

"Ich habe vor dem öffentlichen Bekanntwerden vom Einsatz der Betrugssoftware nichts gewusst."

Martin Winterkorn bei seiner Aussage vor Gericht

Die Affäre, auch als "Dieselgate" bekannt, löste eine breite Debatte über Unternehmensethik und Verantwortung aus. Sie führte zu Gesetzesänderungen im Verbraucherschutz und Umweltrecht und hatte einen erheblichen Einfluss auf die Zukunft der Automobilindustrie.

Winterkorn, der für seine Detailversessenheit und sein technisches Wissen bekannt war, hatte seine Karriere bei Bosch begonnen, bevor er zu Audi wechselte. Unter seiner Führung stieg VW zeitweise zum größten Autohersteller der Welt auf. Der Dieselskandal beendete jedoch abrupt seine erfolgreiche Laufbahn und hinterließ einen bleibenden Schatten auf seinem Vermächtnis.