Eskalation im Nahen Osten: Neue Angriffe und Opfer in Israel und Libanon

Israelische Luftangriffe auf Beirut und irakische Drohnenangriffe auf israelische Soldaten verschärfen die Lage. Deutsche werden aus dem Libanon evakuiert, während Krankenhäuser schließen müssen.

4. Oktober 2024, 22:31  •  0 ansichten

Eskalation im Nahen Osten: Neue Angriffe und Opfer in Israel und Libanon

Die Lage im Nahen Osten spitzt sich weiter zu. Israelische Luftangriffe auf Beirut und ein tödlicher Drohnenangriff auf israelische Soldaten markieren eine neue Eskalationsstufe in der Region.

In den frühen Morgenstunden des 5. Oktober 2024 forderte das israelische Militär die Bewohner der südlichen Vororte Beiruts auf, das Gebiet umgehend zu verlassen. Diese Warnung folgte auf intensive Luftangriffe am Vortag, die möglicherweise auf hochrangige Mitglieder der Hisbollah abzielten. Haschem Safieddin, der mutmaßliche Nachfolger des verstorbenen Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah, könnte das Ziel gewesen sein. Die Hisbollah, 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs gegründet, kontrolliert weite Teile des Südlibanon und wird von vielen westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft.

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Gleichzeitig meldete das israelische Militär den Tod zweier Soldaten durch eine irakische Drohne auf den Golanhöhen, einem umstrittenen Gebiet zwischen Israel und Syrien. Der Angriff wurde vom "Islamischen Widerstand im Irak" beansprucht, einer Dachorganisation pro-iranischer Milizen.

Angesichts der eskalierenden Situation evakuierte die Bundeswehr am 3. Oktober 2024 weitere 219 deutsche Staatsbürger aus Beirut. Insgesamt wurden bisher 460 Menschen im Rahmen dieser Aktion ausgeflogen. Beirut, eine der ältesten Städte der Welt mit einer über 5000-jährigen Geschichte, ist erneut Schauplatz von Gewalt und Zerstörung.

Die Vereinten Nationen verurteilten einen israelischen Angriff im Westjordanland am 1. Oktober 2024, bei dem 18 Menschen getötet wurden. Die UN bezeichnete den Vorfall als Teil eines "höchst bedenklichen Musters rechtswidriger Gewaltanwendung".

Die humanitäre Lage im Libanon verschlechtert sich zusehends. Drei Krankenhäuser stellten aufgrund der anhaltenden Kämpfe ihren Betrieb ein. Dies ist besonders besorgniserregend, da der Libanon traditionell eine der höchsten Arztdichten im Nahen Osten aufweist. Die Schließung der Krankenhäuser verschärft die ohnehin prekäre Situation in einem Land, das seit 2019 unter einer schweren Wirtschaftskrise leidet und die größte Anzahl von Flüchtlingen pro Kopf weltweit beherbergt.

"Personalkürzungen sowie der jüngste Angriff haben die Schließung des Krankenhauses erforderlich gemacht."

Mouenes Kalakesch, Direktor des staatlichen Krankenhauses von Mardsch Ajun

Die aktuelle Krise trifft den Libanon in einer Zeit, in der das Land bereits mit enormen Herausforderungen kämpft. Die libanesische Währung hat seit 2019 über 90% ihres Wertes verloren, und das Land hat eine der höchsten Staatsverschuldungen weltweit. Die Explosion im Hafen von Beirut 2020, eine der stärksten nicht-nuklearen Explosionen der Geschichte, hat die Situation zusätzlich verschärft.

Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt der Libanon ein Land mit reicher Kultur und Geschichte. Die libanesische Küche ist für ihre Vielfalt und Qualität international bekannt, und die geografische Vielfalt des Landes ist trotz seiner geringen Größe bemerkenswert. Die libanesische Diaspora, die weltweit größer ist als die Bevölkerung im Libanon selbst, spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Landes in Krisenzeiten.

Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen im Nahen Osten mit großer Sorge. Eine friedliche Lösung scheint derzeit in weiter Ferne, während die Zivilbevölkerung weiterhin unter den Folgen des Konflikts leidet.