Dramatische Wende: Russische Truppen erobern strategisches Wuhledar
Nach zweijährigem Kampf fällt die ukrainische Stadt Wuhledar an russische Streitkräfte. Ukrainische Truppen ziehen sich unter Beschuss zurück, um Einkesselung zu vermeiden.
In einer dramatischen Wendung des Ukrainekrieges haben russische Streitkräfte die strategisch wichtige Stadt Wuhledar eingenommen. Nach fast zwei Jahren erbitterter Kämpfe mussten sich die ukrainischen Verteidiger am 1. Oktober 2024 zurückziehen, um einer drohenden Einkesselung zu entgehen.
Wuhledar, dessen Name "Geschenk der Kohle" bedeutet, war vor dem Krieg ein bedeutendes Zentrum für Kohlebergbau mit 14.000 Einwohnern. Die 1964 gegründete Stadt liegt auf einer strategischen Anhöhe etwa 150 km südwestlich von Donezk und bietet einen Überblick über die umliegende Ebene. Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit Straßen- und Eisenbahnverbindungen war Wuhledar Teil der sogenannten "Festung Donbass".
Die 72. Mechanisierte Brigade der Ukraine verteidigte die Stadt hartnäckig gegen wiederholte russische Angriffe. Dabei wurde die russische 155. Marine-Infanterie-Brigade bei früheren Angriffen nahezu aufgerieben. Die Kämpfe um Wuhledar gelten als eine der blutigsten Schlachten des Krieges.
In den Monaten vor der Einnahme intensivierten die russischen Streitkräfte ihre Angriffe mit schwerem Artilleriebeschuss und Gleitbomben. Die einst für ihre fruchtbaren Böden bekannte Stadt wurde dabei fast vollständig zerstört, was erhebliche ökologische Schäden verursachte.
Der Rückzug der ukrainischen Truppen erfolgte unter dramatischen Umständen. Als die russischen Streitkräfte von drei Seiten vorrückten, blieb den Verteidigern nur eine Straße zur Flucht. Unter Artilleriebeschuss gelang es ihnen in letzter Minute, einer vollständigen Einkesselung zu entgehen.
Die Einnahme von Wuhledar könnte weitreichende Folgen haben. Federico Borsari vom Center for European Policy Analysis warnt:
"Potenziell könnte der Verlust die Sicherheit des gesamten südwestlichen Teils des Gebiets Donezk bedrohen, der noch nicht besetzt ist."
Die Eroberung der Stadt, die etwa 30 km von der wichtigen Hafenstadt Mariupol entfernt liegt, könnte Russlands Position in den annektierten Gebieten stärken und einen besseren Zugang zur Schwarzmeerküste ermöglichen. Allerdings erwarten Experten keinen unmittelbaren Zusammenbruch der Frontlinie in der Region.
Für die Ukraine bedeutet der Verlust von Wuhledar nicht nur einen strategischen Rückschlag, sondern auch den Verlust eines Symbols des Widerstands. Die Verteidigung der Stadt wurde in der Ukraine als Zeichen der Entschlossenheit gefeiert.
Die Kämpfe um Wuhledar haben die Region nachhaltig verändert. Die einst blühende Bergbaustadt ist nun eine Ruinenlandschaft. Die zahlreichen unterirdischen Bergwerke und Tunnel in der Umgebung könnten in Zukunft eine Rolle bei weiteren militärischen Operationen spielen.
Während Russland diesen Erfolg verbucht, bleibt die Lage in der Ostukraine weiterhin angespannt. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit Sorge, da die Einnahme von Wuhledar möglicherweise zu einer Neuausrichtung der Fronten führen könnte.
