Deutsche sparen verstärkt für Krisenzeiten und Altersvorsorge
Umfrage zeigt: 41% der Deutschen sparen für Krisenzeiten. Sparquote steigt auf 11,3%. Wertpapiere gewinnen an Beliebtheit, während Girokonten an Attraktivität verlieren.
In Deutschland zeichnet sich ein deutlicher Trend zum verstärkten Sparen ab, wie eine aktuelle Umfrage der Postbank zeigt. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Postbank, betont die gestiegene Sparquote, die laut dem Herbstgutachten 2024 der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute bei 11,3% liegt. Diese Entwicklung spiegelt die lange Tradition des Sparens in Deutschland wider, die bis zur Gründung der ersten Sparkasse 1778 in Hamburg zurückreicht.
Die Umfrage ergab, dass 41% der Befragten primär für Krisenzeiten sparen, während 48,2% einen "Notgroschen" für unvorhergesehene Ausgaben zurücklegen. Diese Vorsicht könnte auf historische Erfahrungen zurückzuführen sein, wie die Finanzkrise 2008, die das Sparverhalten vieler Deutscher nachhaltig beeinflusste.
Interessanterweise hat sich die Beliebtheit verschiedener Sparformen verändert. Wertpapiere, deren Geschichte in Deutschland bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, gewinnen an Bedeutung. 30,2% der Befragten investieren in Wertpapiere, verglichen mit 26,7% im Vorjahr. Dies könnte mit der Einführung von Negativzinsen durch die EZB im Jahr 2014 zusammenhängen, die Sparer zu alternativen Anlageformen trieb.
Gleichzeitig verliert das Girokonto, das in den 1950er Jahren in Deutschland populär wurde, an Attraktivität. Nur noch 40,8% der Befragten nutzen es zum Sparen, im Vergleich zu 47,6% im Vorjahr. Das Tagesgeldkonto, in den 1980er Jahren eingeführt, wird von 34,7% genutzt.
Die Altersvorsorge bleibt mit 35,6% ein wichtiges Sparziel, was die zunehmende Bedeutung der privaten Vorsorge seit den 2000er Jahren unterstreicht. Die Einführung der Riester-Rente 2002 hat diesen Trend zusätzlich verstärkt.
Bemerkenswert ist auch der Generationsunterschied: Ältere Menschen sparen eher für Krisenzeiten, während jüngere Befragte häufiger für besondere Ausgaben zurücklegen. Dies könnte mit den unterschiedlichen Lebenserfahrungen und -phasen zusammenhängen.
Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, wie der Rekordinflation von 7,9% im Jahr 2022, gaben 29,7% der Befragten an, sich dank gestiegener Löhne und Renten mehr leisten zu können als im Vorjahr. Dies zeigt die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, die auf einer langen Tradition basiert, einschließlich der Einführung der Deutschen Mark 1948 und deren Ersetzung durch den Euro 2002.
Die Umfrage der 1989 gegründeten Postbank bietet einen aufschlussreichen Einblick in das aktuelle Sparverhalten der Deutschen. Sie zeigt, dass trotz sich ändernder wirtschaftlicher Bedingungen und Finanzinstrumente, die Grundprinzipien des Sparens und der finanziellen Vorsorge in der deutschen Gesellschaft tief verwurzelt bleiben.