Deutsche Auswanderung in die USA sinkt auf 20-Jahres-Tief

Die Zahl der Deutschen, die in die USA auswandern, ist auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten gesunken. Gleichzeitig steigt die Zahl der US-Bürger in Deutschland.

4. Oktober 2024, 07:22  •  0 ansichten

Deutsche Auswanderung in die USA sinkt auf 20-Jahres-Tief

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben als Auswanderungsziel für Deutsche an Attraktivität verloren. Laut dem Statistischen Bundesamt sind im Jahr 2023 nur noch knapp 9.200 Deutsche in die USA gezogen. Dies markiert, abgesehen von den Corona-Jahren, den niedrigsten Stand der letzten zwei Jahrzehnte. Im Vergleich dazu verlegten 2003 noch über 12.300 Deutsche ihren Wohnsitz in die USA - ein Rückgang von mehr als 25% in 20 Jahren.

Trotz dieses Rückgangs bleiben die USA eines der beliebtesten Auswanderungsziele für Deutsche. Nur die Schweiz mit 21.000 und Österreich mit 12.500 deutschen Auswanderern im Jahr 2023 waren noch gefragter. Diese Zahlen spiegeln eine interessante Entwicklung wider, wenn man bedenkt, dass die USA das drittgrößte Land der Welt nach Fläche sind und eine lange Geschichte der deutschen Einwanderung haben.

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Laut dem United States Census Bureau lebten 2023 etwa 520.400 Deutsche in den USA, was einem Rückgang von 11% gegenüber 2013 entspricht. Interessanterweise macht dies nur einen kleinen Teil der geschätzten 17% US-Amerikaner aus, die deutsche Vorfahren haben. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der in Deutschland lebenden US-Bürger auf 125.800 gestiegen - ein Anstieg von 29% im Vergleich zu vor zehn Jahren.

Die Einbürgerungszahlen zeigen ebenfalls interessante Trends. Während in den USA jährlich etwa 4.200 Deutsche eingebürgert werden, hat sich die Zahl der Einbürgerungen von US-Amerikanern in Deutschland von 2003 bis 2023 mehr als verachtfacht. Im Jahr 2023 erhielten 2.000 US-Amerikaner die deutsche Staatsangehörigkeit. Ein Großteil davon waren sogenannte Alt- und Wiedergutmachungsfälle, bei denen frühere deutsche Staatsangehörige oder deren Nachkommen eingebürgert wurden, denen zwischen 1933 und 1945 die Staatsangehörigkeit aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen entzogen wurde.

"Ein Großteil davon waren sogenannte Alt- und Wiedergutmachungsfälle, bei denen frühere deutsche Staatsangehörige, denen von 1933 bis 1945 die deutsche Staatsangehörigkeit aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen entzogen wurde, sowie deren Nachkommen eingebürgert werden"

Erklärung des Statistischen Bundesamtes

Die deutsch-amerikanischen Beziehungen haben eine lange und komplexe Geschichte. Die erste permanente deutsche Siedlung in den USA, Germantown in Pennsylvania, wurde bereits 1683 gegründet. Die größte deutsche Einwanderungswelle fand im 19. Jahrhundert statt, mit einem Höhepunkt zwischen 1881 und 1885. Deutsch war bis zum Ersten Weltkrieg sogar die zweithäufigste Sprache in den USA.

Trotz dieser tiefen historischen Verbindungen ist auch die Zahl der Eheschließungen zwischen Deutschen und US-Amerikanern in den letzten 20 Jahren zurückgegangen. Wurden 2003 noch knapp 1.740 solcher Ehen in Deutschland geschlossen, waren es 2023 nur noch 1.230 - ein Rückgang von 29%.

Dennoch bleiben die kulturellen Verbindungen stark. Oktoberfeste sind in vielen US-Städten populär, und deutsch-amerikanische Partnerschaften zwischen Städten, Universitäten und Organisationen zählen über 6.000. Die deutsch-amerikanische Handelskammer fördert seit über 60 Jahren die Wirtschaftsbeziehungen, und viele bekannte US-Marken wie Budweiser und Heinz haben deutsche Wurzeln.

Die aktuellen Trends in der Migration und den binationalen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA spiegeln die sich wandelnde globale Dynamik wider. Trotz des Rückgangs der Auswanderungszahlen bleiben die historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den beiden Ländern stark und vielfältig.