Bremen plant Ende des traditionellen Stockangelscheins

Bremen beendet jahrhundertealte Angeltradition. Künftig wird ein offizieller Angelschein mit Prüfung für das Fischen in der Weser erforderlich sein. Etwa 25.000 Angler sind betroffen.

1. Oktober 2024, 13:14  •  0 ansichten

Bremen plant Ende des traditionellen Stockangelscheins

In der Hansestadt Bremen steht eine bedeutende Änderung im Bereich des Freizeitangelns bevor. Die Stadt plant, das seit Jahrhunderten bestehende Privileg des Stockangelscheins abzuschaffen. Diese Tradition, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, ermöglichte es volljährigen Bremer Bürgern, ohne spezielle Prüfung oder Vereinsmitgliedschaft in der Weser zu angeln.

Die Weser, ein 452 km langer Fluss, der durch Bremen fließt, war bisher ein beliebtes Ziel für Hobbyangler. Das kleinste Bundesland Deutschlands, bekannt für seine reiche maritime Geschichte und Wahrzeichen wie die Bremer Stadtmusikanten, steht nun vor einer Neuordnung seiner Angelvorschriften.

Der tierpolitische Sprecher der Grünen, Philipp Bruck, erklärte: "Dass es bislang theoretisch erlaubt ist, Fische zu angeln und zu töten, ohne sich vorher jemals damit beschäftigt zu haben, ist nicht mehr zeitgemäß." Diese Ansicht wird auch von der Linken geteilt, die bereits im März 2024 ähnliche Bedenken äußerte.

Die geplante Gesetzesänderung betrifft schätzungsweise 25.000 Angler in Bremen. Künftig wird von ihnen erwartet, eine Prüfung für einen offiziellen Angelschein abzulegen. Dies soll sicherstellen, dass Angler über die notwendigen Kenntnisse verfügen, um verantwortungsvoll und nachhaltig zu fischen.

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Trotz dieser Änderung soll das Kernelement des Stockangelrechts erhalten bleiben: Das Angeln für den Eigenbedarf ohne Vereinsmitgliedschaft wird weiterhin möglich sein. Eine Übergangslösung ist geplant, um den Übergang zu erleichtern.

Die Gesetzesänderung muss noch von der Bremischen Bürgerschaft beschlossen werden, was laut Experten als Formsache gilt. Der Stockangelschein in seiner bisherigen Form ist in Deutschland einzigartig, mit Ausnahme des ähnlichen "Urlaubsangelscheins" in Schleswig-Holstein.

Diese Änderung markiert einen Wendepunkt in der langen Angeltradition Bremens. Die Stadt, die für ihre bedeutende Rolle in der Schifffahrt, den Schiffbau und die Raumfahrtindustrie bekannt ist, passt nun ihre Angelvorschriften an moderne Standards an. Während das Deutsche Schifffahrtsmuseum die maritime Geschichte der Stadt bewahrt, spiegelt diese Gesetzesänderung den Wandel in der Beziehung zwischen Mensch und Natur wider.

Die Diskussion um den Stockangelschein zeigt, wie Bremen traditionelle Praktiken mit zeitgemäßen Umwelt- und Tierschutzstandards in Einklang zu bringen versucht. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer Stadt, die sowohl für ihre historischen Wahrzeichen wie den Roland von Bremen und das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert als auch für moderne Industrien wie die Raumfahrt und den Bau von Luxusyachten bekannt ist.

"Dass es bislang theoretisch erlaubt ist, Fische zu angeln und zu töten, ohne sich vorher jemals damit beschäftigt zu haben, ist nicht mehr zeitgemäß."

Philipp Bruck, tierpolitischer Sprecher der Grünen

Die Änderung des Angelrechts ist ein weiteres Kapitel in der reichen Geschichte Bremens, einer Stadt, die sich stets zwischen Tradition und Innovation bewegt hat. Von der historischen Baumwollbörse bis zur modernen Kaffeerösterei, vom malerischen Schnoorviertel bis zum Übersee-Museum mit seinen ethnologischen Sammlungen - Bremen zeigt, dass es möglich ist, das Erbe der Vergangenheit zu bewahren und gleichzeitig zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen.