Austrittswelle bei Grüner Jugend: Berliner Ex-Vorstände verlassen Partei
Ehemalige Führungskräfte der Grünen Jugend Berlin treten aus der Partei aus. Sie kritisieren die Sozial- und Asylpolitik und planen einen neuen linken Jugendverband.
Die Austrittswelle bei der Grünen Jugend setzt sich fort. Nun haben auch ehemalige Vorstandsmitglieder der Berliner Landesorganisation ihren Rückzug aus der Partei und der Jugendorganisation bekannt gegeben. Zu den Ausgetretenen gehören Anton Zagolla, ehemaliger Landessprecher, Kira Wesbuer, ehemalige politische Geschäftsführerin, und Lisbeth Ritterhoff, ehemalige Beisitzerin.
Als Hauptgrund für ihren Austritt nannten die Ex-Funktionäre zu große politische Differenzen zur Mutterpartei Bündnis 90/Die Grünen. Insbesondere die Sozial- und Asylpolitik der Partei stehe in der Kritik. Die ausgetretenen Mitglieder kündigten an, sich am Aufbau eines "neuen, dezidiert linken Jugendverbandes" beteiligen zu wollen.
Diese Entwicklung reiht sich in eine bundesweite Tendenz ein. Ende September 2024 hatte bereits der Bundesvorstand der Grünen Jugend seinen Rücktritt erklärt und die Gründung einer neuen Organisation angekündigt. Auch in anderen Bundesländern, wie beispielsweise Brandenburg, haben Vorstände oder Teile davon den Grünen den Rücken gekehrt.
Die Grüne Jugend, 1994 gegründet, zählt etwa 15.000 Mitglieder und versteht sich als unabhängig von der Mutterpartei. Sie vertritt oft radikalere Positionen als die Grünen selbst und setzt sich für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Antidiskriminierung ein. Die Organisation hat keine formale Parteimitgliedschaft bei den Grünen zur Voraussetzung und steht Personen bis zum Alter von 28 Jahren offen.
In der Vergangenheit hat die Grüne Jugend häufig die Regierungsbeteiligung der Grünen kritisiert und fordert einen schnelleren Ausstieg aus fossilen Energieträgern als die Mutterpartei. Sie unterstützt aktiv Klimaproteste und setzt sich für eine Verkehrswende sowie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ein.
Die jüngsten Austritte werfen Fragen zur zukünftigen Ausrichtung der Grünen Jugend auf. Erst am Wochenende vor dem 8. Oktober 2024 hatte die Berliner Landesorganisation einen neuen Vorstand gewählt, nachdem Zagolla, Wesbuer und Ritterhoff ihre Ämter niedergelegt hatten.
Die Grüne Jugend ist Mitglied der Federation of Young European Greens (FYEG) und arbeitet mit anderen linken Jugendorganisationen in Europa zusammen. Sie organisiert regelmäßig Kongresse und Bildungsveranstaltungen für ihre Mitglieder und gibt eine eigene Zeitschrift namens "SPUNK" heraus.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Austrittswelle auf die Zukunft der Grünen Jugend und ihre Beziehung zur Mutterpartei auswirken wird. Die Gründung eines neuen linken Jugendverbandes könnte die politische Landschaft in Deutschland weiter diversifizieren und neue Debatten anstoßen.