Atomstreit: Biden zur Vorsicht, Trump für Angriff auf Iran

US-Präsident Biden mahnt Israel zur Zurückhaltung gegenüber dem Iran, während Trump einen Angriff auf iranische Atomanlagen befürwortet. Die Spannungen im Nahen Osten nehmen zu.

5. Oktober 2024, 01:45  •  0 ansichten

Atomstreit: Biden zur Vorsicht, Trump für Angriff auf Iran

In der aktuellen Debatte um die Spannungen zwischen Israel und dem Iran zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen US-Präsident Joe Biden und dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Während Biden zur Vorsicht mahnt, plädiert Trump für einen direkten Angriff auf iranische Atomanlagen.

Donald Trump äußerte sich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Fayetteville, North Carolina, kritisch zu Bidens Haltung. Er betonte, die richtige Antwort auf den jüngsten iranischen Raketenangriff wäre gewesen: "Zielt zuerst auf die Atomanlagen und macht euch über den Rest später Gedanken". Diese Aussage steht im krassen Gegensatz zu Bidens Position, der sich gegen einen möglichen Angriff auf Irans Atomanlagen ausgesprochen hatte.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Iran sein Atomprogramm bereits in den 1950er Jahren mit Unterstützung der USA begann. Die erste iranische Atomanlage wurde 1967 mit US-Hilfe gebaut. Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde das Programm zunächst gestoppt, später aber wieder aufgenommen.

Joe Biden hatte Israel in dieser Woche dazu angehalten, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff sorgfältig abzuwägen. Diese vorsichtige Haltung spiegelt die komplexe Geschichte des iranischen Atomprogramms wider. Der Iran unterzeichnete 1968 den Atomwaffensperrvertrag und das Atomabkommen (JCPOA) wurde 2015 zwischen dem Iran und den P5+1-Staaten unterzeichnet. Allerdings zogen sich die USA unter Präsident Trump 2018 aus diesem Abkommen zurück.

Trump betonte auf der Wahlkampfveranstaltung die Gefahr von Atomwaffen und die Notwendigkeit der Vorbereitung. "Wir müssen vollkommen vorbereitet sein", sagte er. Diese Aussage gewinnt an Bedeutung, wenn man bedenkt, dass die USA seit 1945 keine Atomwaffen mehr in einem Konflikt eingesetzt haben und über 5.000 Atomsprengköpfe in ihrem Arsenal verfügen.

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Der Hintergrund dieser Debatte ist der iranische Raketenangriff vom Dienstag (01.10.2024), bei dem die Revolutionsgarden rund 200 Raketen auf Israel abfeuerten. Dieser Angriff erfolgte als Vergeltung für eine Reihe gezielter Tötungen durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure in Irans Netzwerk nichtstaatlicher Verbündeter richteten.

Es ist erwähnenswert, dass Israel in der Vergangenheit bereits Luftangriffe auf vermutete Atomanlagen in anderen Ländern durchgeführt hat. 1981 zerstörte Israel den irakischen Atomreaktor Osirak, und 2007 einen vermuteten syrischen Atomreaktor. Israel selbst hat nie offiziell den Besitz von Atomwaffen bestätigt oder dementiert.

Die aktuelle Situation unterstreicht die Komplexität der Atomfrage im Nahen Osten. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) überwacht das iranische Atomprogramm seit 2003, während der Iran mehrere unterirdische Atomanlagen, darunter Fordo und Natanz, betreibt.

Die unterschiedlichen Positionen von Biden und Trump spiegeln die breitere Debatte über den Umgang mit nuklearen Bedrohungen wider. Während das "Bulletin of the Atomic Scientists" jährlich die "Doomsday Clock" veröffentlicht, um auf die Gefahr eines nuklearen Konflikts aufmerksam zu machen, erklärte der Internationale Gerichtshof 1996 den Einsatz von Atomwaffen generell für völkerrechtswidrig.

Die Situation bleibt angespannt, und die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen im Nahen Osten mit großer Aufmerksamkeit.