Würth übergibt Führung: Drei Schulfreunde, drei Weltkonzerne

Reinhold Würth zieht sich aus seinem Unternehmen zurück. Bemerkenswert: Zwei seiner Grundschulkameraden bauten ebenfalls erfolgreiche Firmen auf. Eine Geschichte über Freundschaft und Wettbewerb.

2. Oktober 2024, 11:13  •  0 ansichten

Würth übergibt Führung: Drei Schulfreunde, drei Weltkonzerne

Reinhold Würth, der als "Schraubenkönig" bekannte Unternehmer, hat angekündigt, sich nach mehr als 75 Jahren Berufstätigkeit zurückzuziehen. Bei einer Feier zu seinem Arbeitsjubiläum in Künzelsau gab der 89-Jährige bekannt, dass er am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Stiftungsaufsichtsrates an seinen Enkel Benjamin übergeben wird. Würth wird künftig als Ehrenvorsitzender fungieren und zeigte sich zuversichtlich über die Zukunft des Unternehmens unter der Leitung seines Enkels.

Die Würth-Gruppe, die Reinhold Würth zu einem Weltmarktführer im Bereich der Befestigungs- und Montagetechnik aufgebaut hat, erzielte 2023 einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro und einen Jahresgewinn von 1,13 Milliarden Euro. Das Unternehmen, das 1945 von Würths Vater Adolf als Schraubengroßhandlung gegründet wurde, ist heute in über 80 Ländern tätig und beschäftigt weltweit mehr als 80.000 Mitarbeiter.

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Bemerkenswert an Würths Erfolgsgeschichte ist, dass er nicht der einzige aus seiner Grundschulklasse war, der später ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen sollte. In Künzelsau, einer kleinen Stadt im fränkischen Norden Baden-Württembergs, besuchte Würth ab 1941 die Grundschule gemeinsam mit zwei späteren Unternehmern: Albert Berner und Gerhard Sturm.

Albert Berner, geboren 1935 in Künzelsau, gründete 1957 sein eigenes Unternehmen, die heutige Berner Group. Das europäische Handelsunternehmen ist in den Bereichen Mobilität, Bau und Industrie tätig und somit ein direkter Wettbewerber zur Würth-Gruppe. Die Berner Group ist in über 20 Ländern aktiv und beschäftigt mehr als 8.000 Mitarbeiter. 1997 zog sich Berner aus dem operativen Tagesgeschäft zurück.

Gerhard Sturm, geboren 1934 in Kupferzell, gründete 1963 gemeinsam mit seinem Mentor Heinz Ziehl die Elektrobau Mulfingen GmbH, heute bekannt als ebm-papst. Das Unternehmen gilt als Weltmarkt- und Technologieführer im Bereich der Lüfter-, Gebläse- und Ventilatorentechnik. ebm-papst beschäftigt weltweit über 15.000 Mitarbeiter und produziert jährlich mehr als 50 Millionen Ventilatoren und Motoren. Sturm gab das operative Geschäft 2007 ab.

Trotz des Wettbewerbs zwischen ihren Unternehmen pflegen die drei ehemaligen Schulkameraden freundschaftliche Beziehungen. In einem Interview mit dem Magazin "Impulse" im Jahr 2010 sagte Berner:

"Ab und zu gehen wir essen, und zu Geburtstagen laden wir uns ein. Da gibt es keine Barrieren. Das ist bei uns beiden, Reinhold und mir, etwas Komisch-Gutes-Schönes, weil es den Wettbewerb gibt, und man sich trotzdem freut, wenn man sich sieht."

Albert Berner über die Beziehung zu Reinhold Würth

Die Erfolgsgeschichten der drei Unternehmer sind nicht nur wirtschaftlich beeindruckend, sondern auch gesellschaftlich relevant. Reinhold Würth ist bekannt für seine umfangreiche Kunstsammlung mit über 18.000 Werken und wurde 2004 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Albert Berner gründete 1972 die Albert Berner-Stiftung für Bildung und Sport, während Gerhard Sturm 2015 mit dem Deutschen Gründerpreis für sein Lebenswerk geehrt wurde.

Die Geschichte der drei Schulfreunde aus Künzelsau zeigt eindrucksvoll, wie aus bescheidenen Anfängen Weltkonzerne entstehen können. Sie unterstreicht auch die Bedeutung von Bildung, Unternehmergeist und lebenslangem Lernen für den wirtschaftlichen Erfolg.